Ein letztes Mal auf hoher See – von Bagenkop nach Orth (Fehmarn)

10.09.2014, 15:48 Uhr, vor Fehmarn (54°27’N 10°57’E) , an Bord der Marzemino

Richtige Freude überkommt mich nun nicht gerade. Wir laufen unter Motor die letzten Meilen auf den Fehmarnsund zu. Die Sundbrücke ist am Horizont gut auszumachen. Die Sonne leuchtet mir ins Gesicht, das Meer ist, zumindestens hinter uns, noch so weit. Der Horizont wölbt sich von links nach rechts. Ob die Erde wohl eine Kugel ist? Ich denke gerade daran, wie es sein wird, dieses Bild nicht mehr jeden Tag als selbstverständlich vor mir zu sehen. Nicht mehr schaukelnd unterwegs zu sein?
Vorhin, noch unter Segeln querte achteraus ein Schweinswal (aber vielleicht war es doch ein Delphin?). Abschiedsgruß.
Tanja steckt gerade die Seekarte 13A, mit der wir los gefahren sind, wieder in die Plastikhülle. „Fehmarn hat doch auch was!“ versucht sie mich zu trösten. Da bin ich ja mal gespannt, was Fehmarn auch so hat. Die beiden letzten Nächte wollen wir dort, in Orth, verbringen. Das Schiff aufklaren und Sachen packen aber vor allem die letzten Tage unserer Reise genießen. Die Insel ein bißchen mit den Rädern erkunden. Bis es dann am Freitag auf den letzten Schlag unseres Törn gehen wird. Und jetzt schaue ich noch ein wenig aufs Meer hinaus! [M]

Zum Glück ist Michael nach dem Beenden dieser Zeilen aufgefallen, dass wir doch eingentlich nochmal segeln könnten. Gute Idee! Heute morgen waren wir schon nach 0,6 Seemeilen bereit, den Motor wieder zu stoppen. Und dann war nach mehr als der Hälfe der Strecke plötzlich der Wind fast weg – Hallo? So habe ich mir den letzten langen Törn aber nicht vorgestellt.
Dummerweise war der wind dann nicht nur wieder da, sondern auch gut 6 Bft stark, und das hinter der Insel Fehmarn, da hätte ich ja mit etwas Windschutz gerechnet. Aber hier im schmalen und langen Hafen von Orth haben wir ein Plätzchen direkt vor dem Hafenmeister gefunden, und ein netter Mit-Hafenlieger hat uns eine Leine übergeben, so dass wir uns ganz langsam in die Mini-Lücke hinentreiben lassen konnten. Wahrscheinlich sind sie hier Kummer mit den Charter-Kapitänen gewöhnt und darum extra hilfsbereit. Jetzt liegen wir im Schatten des Piraten-Nest (morgen gibt es hoffentlich Scholle mit Bratkartofeln) und der Büste von Kaiser Wilhelm, der den Hafen hat bauen lassen. Abschiedsstimmung kommt auf, wir lassen die vielen Häfen und Orte Revue passieren – gemeinsam schaffen wir es fast, sie alle in der richtigen Reihenfolge aufzuzählen. Mehr als 1700 Seemeilen haben wir mit unserem Bötchen durchfahren, sind bis in den hohen Norden und fernen Osten zu den Alands gekommen und haben jetzt unsere erste Brücke, die nach Fehmarn rüber, wieder im Blick. Aber man ist erst zurück, wenn man wirklich wieder da ist, und darum werden wir jetzt die letzten zwei Nächte und Tage noch geniessen![T]

Die Südspitze von Langeland

Die Südspitze von Langeland

Segeln unter Sonne

Segeln unter Sonne

Einholen der dänischen Gastflagge

Einholen der dänischen Gastflagge

Sonne, Wolken, Meer

Sonne, Wolken, Meer

Das Tor zu unserem Sommer 2014

Das Tor zu unserem Sommer 2014

Hafeneinfahrt Orth

Hafeneinfahrt Orth

Letzte Dosen in der Backskiste

Letzte Konserven in der Backskiste

Abends im Hafen von Orth

Abends im Hafen von Orth

7 Responses to “Ein letztes Mal auf hoher See – von Bagenkop nach Orth (Fehmarn)”

  1. Katrin sagt:

    Hallo ihr zwei,

    unglaublich, dass die Zeit wirklich schon rum ist! Hoffentlich habt ihr noch zwei richtig tolle Abschiedstage 🙂 Ich freue mich schon auf eure Erzählungen (ja klar, die ganzen Wochen bitte noch mal im gesprochenen Wort 😉 und viele, viele Fotos, die es nicht in euren Blog geschafft haben.

    Liebe Grüße,

    Katrin

  2. Christa sagt:

    Hallo Ihr Zwei,

    auch ich bin etwas traurig, dass ich nun nicht mehr mit euch die schönen Erlebnisse genießen kann.
    Aber: Ich freue mich auch, dass ihr nun bald- hoffentlich munter -wieder da seid und wir gemeinsam in Madfeld frühstücken.

    Alles Gute für euren letzten Tag
    wünscht euch Christa

  3. Christa sagt:

    Hallo Ihr Zwei,

    auch ich bin etwas traurig, dass ich nun nicht mehr mit euch die schönen Erlebnisse genießen kann.
    Aber: Ich freue mich auch, dass ihr nun bald- hoffentlich munter -wieder da seid und wir gemeinsam in Madfeld frühstücken.

    Alles Gute für euren letzten Tag
    wünshct euch Christa

  4. Hazel sagt:

    In so schone Worte wie die andere kann ich das nicht fassen aber ich bin auch ein bischen traurig das das lesen von euer Blog nicht mehr zum Rituale wird! Ich wünsche euch viel Spaß beim aufräumen (fehlt mir gerade auf – wie hast du es eigentlich geschaft dein Büro damals aufzuräumen Tanja?). Alles gut für die nächten Tagen und Woche und Danke das wir dabei sein konnte ! Liebe Grüße aus Neuss auch von Erland!

  5. hsc sagt:

    …und schon ist die Zeit rum und es bleibt die Erinnerung. Die ist dafür aber irgendwann idealisiert und nahezu unendlich (;-)).
    Genießt noch die paar Tage ungeschminkte Realität!!!!
    gwyned

  6. Michael Lauterbach sagt:

    Ihr schafft das! Was meinst du wie interessant erst die ersten tage auf dem Festland werden! Wenn es immer noch ein bischen schwankt 😀
    Gute Ankunft euch beiden!
    LG Michel

  7. Roberto sagt:

    Hallo ihr 2, auweia – da lese ich aber nicht nur zwischen den Zeilen den nachzuvollziebaren Abschiedsschmerz. Ist aber zu verstehen, wenn man eure tolle Reise über die Wochen und Monate verfolgt habt.
    Sicher hört ihr nun oft so Sprüche wie „seid nicht traurig“ „ist halt jetzt vorbei“ usw – ich denke, ihr sollte nicht traurig darüber sein, dass dieses gemeinsame Erlebniss vorbei ist, sondern euch darüber freuen, dass ihr DAS gemacht habt. Keiner weiss was jetzt als nächstes kommt – aber ihr habt die Power was zu bewegen und gemeinsam einen Neustart nach eurem „Pausenschritt“ zu schaffen. Wenn irgendwie Hilfe gebraucht wird – einfach melden.
    So – wow – ihr habt mich ja tatsächlich ein bisschen auf die poetische Bahn geschossen 🙂
    Euch nun schönes, relaxtes und friedliches Aufräumen und „klar Schiff machen“ und wenn ihr dann soweit fertig seid – einen guten Appetit bei der leckeren Finkenwerder Scholle im Piratennest – wenn ich jetzt losfahre – könnte ich das noch schaffen – keine Panik – bleib schön hier.
    Für Morgen dann einen gemütlichen letzten Schlag rüber nach Heiligenhafen und ich wünsche euch, dass der Platz in eurem Töfftöff für alles ausreicht.
    War’s das jetzt mit meiner Kommentiererei – oder kommt noch ein letzter Akt von Euch, der dann noch mal . . . ?
    Alles Gute und danke dafür, dass ich euer Passagier – am PC und mittendrin – sein durfte – hat Spass gemacht – tschökes bis irgendwann demnächst im Rheinland – der Roberto

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