Flaschenpost im Großen Belt – von Femö nach Lohals

06.09.2014, 20:15 Uhr, Lohals (Langeland)

Das war ja heute nochmal Bikini-Wetter, und das auf dem Großen Belt, der nach Meinung des Törnführers auf jeden Fall nur mit richtig seegängigen Schiffen befahren werden sollte. Also wir hatten eher Damenwind und sind gemütlich immer mit Raum-Wind hinüber. Zum Glück gab es auch kaum große Frachter oder Fähren, die auf dem Tiefwasserweg T oder dem Weg H unseren Kurs gekreutzt hätten. Ich gebe ja zu: Den Aufwand mit ausgebaumtem Vorsegel und Bullenstander haben wir uns heute gespart, und sind einfach ein bischen zick-zack  gefahren, um den Wind nicht zu weit von achtern zu bekommen. Im Hafen von Lohals wurden wir daher schon begrüßt von einer in etwa gleich langen Yacht, die nach uns losgefahren und dafür vor uns angekommen war. Aber die hat auch einen höheren Mast und bestimmt abgesägte Zahnbürsten zur Gewichtsersparniss…

Gestern abend haben wir extra noch das letzte Glas schottischen Whisky genossen, damit wir unsere Flaschenpost im Großen Belt auf die Reise schicken konnten. Zwischen Omö und Langeland, quasi im Angesicht der Brücke über den Großen Belt ging sie dann über Bord, mal sehen, ob wir davon nochmal irgend etwas hören. „Der Große Belt“: auch so etwas, was früher entsetzlich weit weg und sehr gefährlich klang, Und jetzt waren wir einfach da – schon komisch!

Gleich ditsch se dort hinein

Gleich ditsch se dort hinein

 

Farewell und Gute Reise!

Farewell und Gute Reise!

Im Norden von Langeland

Im Norden von Langeland

Um die Sonne richtig zu nutzen haben wir uns hier in Lohals noch auf unsere Räder geschwungen und sind zur Nordspitze von Langeland geradelt. Sanfte Hügel, alte Bauernhöfe und Hecken mit sehr leckeren Brombeeren säumten dabei unseren Weg und kurz vor dem Ende der Insel konnten wir sogar noch einem Auto aus Thüringen helfen, die verzweifelt auf der Suche nach ihrer Ferienwohnung waren. Jeden Tag eine gute Tat. Jetzt sitzen wir im alten Fischerhafen von Lohals, lauschen dem fernen Gewitter über Svendborg und schauen auf die „Heide-Witzka“, eine Yacht über die wir vor kurzem noch in der Zeitschrift Yacht gelesen haben – auch ein seltsames Gefühl.[T]

An den Ufern von Langeland

An den nördlichen Ufern von Langeland

Die "Heide-Witzka"

Die „Heide-Witzka“

Es gibt Menschen, denen muss man eigentlich nur begegnen, damit das Repertoire an abschreckenden Beispielen gefüllt bleibt. Oder um im Blog über sie zu berichten. So zum Beipiel der „freundliche“ Herr von gestern Abend. Der mit dem „wir müssen aber morgen früh los“.
Erstens ist es meiner Meinung nach nicht ok, in einem ziemlich begehrten Hafen die Fender zwar an der Seite  auf dem Boot liegen zu haben, aber nicht rauszuhängen. Ok, kann man noch vergessen. Immerhin hat er geduldig unsere Anfahrversuche abgewartet und uns dann schließlich auch an seinem Heiligtum (dreimal darf geraten werden, aus welcher Werft das Schiff kam) festgetüddelt. Auch unseren Strom hat er gestern „selbstverständlich“ mit an Land gelegt. Ich dachte mir vielleicht kann er ja doch, wenn er will, nett sein. Heute morgen legte er dann aber richtig los. Ich war gerade wieder, wirklich sehr vorsichtig, über seine Yacht gegangen um an Bord der Marzemino zu kommen. Da kam er plötzlich aus der Kajüte raus an Deck geschossen und meinte „nicht auf die Relingsleiste treten“ Häh? „Ja, da schauen sie, wenn das Teakholz nass ist, wird es weich und es gibt Abdrücke“. Aha, das Holz war jetzt aber trocken. Vielleicht war es nass, als ich zur Dusche hin bin. Hat er sicher geahnt, dass der Tau sein Deck benetzt und die Nachbarn dort bestimmt hingetreten haben, um nicht an Land schweben zu müssen. Ok, habe ich wieder was gelernt: es gibt Segler, die können an Land schweben, oder die gehen nie an oder von Bord, wenn die Relingsleiste feucht ist. Nur gut, dass er bei Tanja das gleiche Spiel gespielt hat. Sonst hätte ich das noch persönlich genommen.
Dieser Mensch wird sicherlich eines Tages platzen, weil irgendeine Möwe … ach lassen wir das.
Eins noch. Als wir heute morgen gegen halb 10 los sind, machte der Herr noch keine Anstalten den schönen Hafen auf Femö hinter sich zu lassen. Vermutlich war das Schiff noch nicht ganz abgetrocknet und er konnte noch nicht an Land zum Häuschen …
Das Segeltürchen war mal wieder richtig nett. Große Weite, kein Schiff am hellblauen Horizont auszumachen. Ruhe, gleiten, plätschern und ein Stündchen in der Sonne schlafen. Bis zum Höhepunkt der Tour: Die Übergabe der, nun leider leeren, „58+1+1 °“ Laphroaig Whiskyflasche an den Großen Belt. Möge sie die Reise in unserem Sinne noch ein wenig länger fortsetzen. Und möge sie intakt von einem interessierten Menschen gefunden werden. Dieser sollte jedoch a) des Deutschen mächtig sein, oder b) Google translator kennen und c) Spass daran haben, die frohe Botschaft auch verkünden zu wollen.
Eigentlich wollten wir heute Abend wieder in ein Restaurant. Aber als wir mit den Rädern unterwegs an einem Supermarkt vorbeigekommen sind, war ich mir gar nicht mehr so sicher, ob es im Hafen überhaupt ein offenes Restaurant gibt. Better safe than sorry. So haben wir uns frische „Pizza Baguette“ und „Danske Rödspätter“ (das ist in diesem Fall mit Spinat und Feta gefüllter Seelachs) aus der Tiefkühltruhe mitgenommen. So war, zusammen mit dem Rest Reispampe von gestern, das Abendessen gesichert.
Hier in Lohals liegen wir im übrigen in einer Box neben dem gleichen Schiffstyp wie gestern (schönes Schiff im übrigen). Nur hat dieses eine lackierte Relingsleiste. Diese Crew kommt sicher auch bei Regen von Bord. [M]

3 Responses to “Flaschenpost im Großen Belt – von Femö nach Lohals”

  1. Christa sagt:

    Hallo
    hatte Roberto beim Lesen der Überschrift: „Bikiniwetter“ doch den gleichen Gedanken wie ich!!!

    Michael, nichts für ungut: „Wer im Glashaus sitzt, …“

    Liebe Grüße

    Christa

  2. Michael Lauterbach sagt:

    Hi ihr zwei Hübschen,
    na da bin ich ja mal gespannt ob ihr von der Flaschenpost nochmal was zu hören bekommt!
    Ich wünsche Euch jedenfalls noch tolle Tage auf der Zielgeraden 😉
    LG Michel

  3. Roberto sagt:

    Halli Hallo – ährlisch – isch bin grad im internet und aktualisiere eure Seite und siehe – wat Neues 🙂

    Bikiniwetter – auch der Michael??

    Wird ja spannend – ob, wann und wo eure Whiskypost ankommt – good luck!

    Bin ich froh, dass ich so nen Typen nicht kennen lernen musste – wäre bestimmt nicht gut ausgegangen, weil ich mich manchmal in bestimmten Situationen gehen lassen kann – wieder mal Glück gehabt – wer jetzt??

    Noch gerade den Rest lesen – bye bye Roberto

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