04.09.2014, 18:10 Uhr, Nyord, an Bord der Marzemino
Was für ein Leben! Die Marzemino liegt längseits am Kai in Nyord. Kuchen und Kaffee sind schon vertilgt und wir sitzen im abendlichen Sonnenlicht mit Blick auf den kleinen Ort. Die Kirschenspitze lugt hinter den Bäumen vor, 3 Hunde stromern über den Kai und neubeuteln, wer denn gerade noch alles so angelegt hat. Tanja und Robert schauen in die Seekarte und planen den Abschluss des morgigen Tages.
Am Morgen lagen wir noch in Rödvig. Wellen und Wind liessen Robert noch in der Koje liegend schlimmes ahnen. Ob das wohl gut geht heute? Bevor er sich Gewissheit verschaffen kann, sind Tanja und ich vorm Ablegen noch kurz durch Rödvig geschlendert, um einen Eindruck zu bekommen, wo wir dieses Mal gelandet sind. Vor dem Badehotel liegt ein schöner Strand, zumindestens der Ausblick auf das Meer und die Stevns Klippen sind schön. Der Strand selbst besteht aus unterschiedlich großen bis sehr großen Steinen. Nicht zum gemütlichen Liegen geeignet, aber sehr wohl zum sitzen und staunen, wie die Brandung unermüdlich auf Land läuft.
Der Weg zurück führte uns zum Fischereihafen. Frisch gefangene Schollen versuchten noch aus den Kisten zu springen. Aber keine Chance: Der Gabelstapler war schneller und brachte die Kisten direkt ins Kühlhaus. Das weitere Schicksal der Schollen ist uns leider nicht bekannt, nur das der Flundern, die im nahe gelegenen Laden von uns gekauft wurden: Die kommen gleich nämlich in die Pfanne!
Direkt nach dem Ablegen stampften wir zwischen den diversen Stellnetzen gegen die anlaufende Brandung an und nahmen Kurs gen Süden. Ich glaube Robert sah seine schlimmsten Befürchtungen erfüllt. Meterhohe Wellen und die Marzemino rollte und stampfte tapfer durch die Wogen. Blauer Himmel und Sonnenschein ermunterten uns, Robert von ungleich unangenehmeren Bedingungen zu berichten. Zunehmend mehr schien er sich am glitzernden Wasser und dem flotten Segeln zu erfreuen. Jedenfalls verkürzten wir uns die Zeit mit nettem Geplauder. Im Laufe der Tour führte die Fahrt auch wieder durch ruhigere Gewässer. Aufregend war dann wieder die Anfahrt auf Nyord. Ein betonntes Fahrwasser auf der riesigen Wasserfläche führte uns durch die Untiefen mit zT nur 50 cm Wassertiefe rechts und links.
Von Untiefen und Einhaltung des Ansteuerungkurses konnten wir im Hafenpiloten lesen. Aber keiner hatte sich die Mühe gemacht, zu erwähnen, dass die Hafeneinfahrt ganz schön schmal ist. Mit dem gegebenen Seitenwind wurde es dann nochmal spannend. Wir sind aber ohne irgendwo anzurumpsen hindurch gekommen.
Nyords Bevölkerung bestand in früheren Zeiten aus Bauern, deren Haupterwerb die Lotsentätigkeit war. Ein einträglicher Erwerb, der wegen zu hoher Kosten zu Beschwerden der alten Seefahrer führte und dann im Beamtentum der Lotsen endete.[M]
Bei den schmalen Fahrwassern kann man sich ganz gut vorstellen, warum es hier früher die Lotsen brauchte. Ohne die vielen Tonnen hätten wir es im Leben nicht geschafft, ohne Grundberührung zwischen Seeland und Mön durchzukommen. Nyord war mal wieder einer der vielen Tipps von anderen Seglern, diesmal von einem Dänischen Paar, die in Falkenberg neben uns lagen. Bisher sind wir mit diesen Vorschlägen immer sehr gut gefahren, ich glaube sonst wären wir im Leben nicht hier gelandet und hätten diese sehr friedliche Insel nicht kennengelernt. OK, die Anfahrt war ziemlich spannend, aber auch dabei mekrt man, dass wir schon sehr viel cooler geworden sind. Am Anfang hätten wir vor dem Fahrwasser die Segel eingerollt und die Tour durch die Tonnen unter Motor gemacht. Jetzt sind wir gemütlich mit dem Vorsegel unterwegs gewesen und auch gesund und munter angekommen. Ich finde es ja im Nachhinein immer ziemlich klasse, wenn man nach einer etwas größeren Herausforderung im Hafen fest liegt. Wenn immer nur alles ganz einfach wäre, würde man am Ende nur halb so stolz sein![T]
Wie schon berichtet, liegen wir nun längseits und Robert geniesst und lässt ab und an ein „Nä, wat is dat schön!“ oder „Haben wir’s nicht gut!“ raus. Er war richtig froh und auch stolz, die Tour ohne die Leiden der Seekrankheit überstanden zu haben. Aber als alter Windsurfer, dessen Brett sogar ein Sturmsegel besaß, hat er vermutlich auch schon andere Wogen bezwungen. Mir gings übrigens auch sehr gut. Ich stand nämlich dankenwerter Weise am Ruder. Aber jetzt fröstelt es mich doch ein wenig. Sobald die Sonne weg ist, merke ich einen kühlen obgleich noch himmelblauen September. [M]
Ola – na Gott sei Dank ist hier nichts weiter zu kommentieren von mir, da hier alles stimmt – vielleicht ein kleines bisschen UNTERTRIEBEN – es war am Anfang so richtig Sche….. – ich denke die Wellen waren mindestens so an die 3 Meter und das Geschaukel war grausam – und dann die SCHRÄGLAGE – lecko mio – aber es hat ja dann doch alles gut gegangen und von der Tonnensucherei – wo ist denn die nächste grüne – rote – Kardinal – gelb/schwarz usw – hab ich nachts glaube ich auch wieter rumgetonnt.
Aber dat mit dem frösteln lieber Michael kann ich nicht nachvollziehen – wir haben uns redlich bemüht – den an Bord vorhandenen Frostschutz – zu dezimieren 🙂
Neben der Stille auf Nyord fand ich den Insel-Supermarkt einfach Spitze – überall große Hinweisschilder, wo der versteckt ist und dann steht man in dem Wohnzimmergroßen Laden und der hat tatsächlich fast alles im Sortiment. Mir ist aufgefallen, dass da im Verhältniss ein übergroßes Angebot an Alk war. Toll war auch die Antwort des Besitzers auf unsere Frage ob es Morgen frische Brötchen gibt: „Äh, was ist morgen – Freitag – da gibt es keine Brötchen.“ Tja, so’n Inselleben ist schon was besonderes.
So mal sehen was ihr über das „Übergeben von Roberto an Land“ geschrieben habt.
Tak Roberto