31.08.2014, Lange Linie, 13:10 Uhr, Marzemino
Gegen 2:30 Uhr heute Nacht sind wir geweckt worden. Der Regen! Er prasselte dermassen laut auf das Deck der Marzemino, dass wir beide aus unseren Träumen geholt wurden. Ein leichtes plätscherndes Geräusch aus Richtung Heck ließ zunächst mich mit der Taschenlampe nach dem Ursprung leuchten – da wird doch wohl nicht ein Wasserfall die Treppe runterlaufen. Bilder der undichten Schleusen vom Göta-Kanal gehen mir jetzt durch den Kopf… Aber es war nichts zu sehen. An Einschlafen war aber bei dem Lärm zunächst nicht zu denken. Tanja schien das Ganze nicht geheuer zu sein. Sie stand auf und schaute nach dem Rechten. Aber soweit war alles ok. Ein bisschen Regen ist durch die offene Tür reingespritzt, kaum der Rede wert.
Direkt vor unserem Schiff ist die Bushaltestelle für die Hop-on-Hop-off Busse. Es muss so gegen 09:00 Uhr gewesen sein, als die ersten Touris anlandeten und ihre aufgeregten Stimmen mich weckten. Dann kam wieder der Regen. Und wir marschierten zu den Duschen, wo wir eine Crew getroffen haben, die in 22 h durch die Nacht und Regen von Heiligenhafen hier nach Kopenhagen gefahren ist. Soooo weit ist das hier dann also doch nicht alles auseinander. Trotzdem werden wir uns für den Rückweg mehr Zeit lassen 🙂
Im Moment ist Regenpause. Vermutlich werden wir im Laufe des Tages auch zu Bus-Touris mutieren und den Hoppel-on-hoppel-off Service nutzen, um einen Eindruck von Kopenhagen zu bekommen. Die Meerjungfrau wird sicher noch ein wenig auf unseren Besuch warten können. [M]
Das Plätschern von heute Nacht war wohl die Mülltüte und unsere Spül-Schüssel, die beide in der Plicht lagen. Ich hatte ja gedacht, mehr Regen als gestern bei der Annäherung an Kopenhagen geht nicht, aber ich glaube das Gewitter heute Nacht war echt noch etwas heftiger. Wenn ich schon aufwache und statt weiter zu schlafen das Schiff inspiziere und danach noch ein paar Seiten lese…
Jetzt spielen wir Hafentag, 2. Versuch. So wie es hier in den Wanten heult, werde ich das Schiff heute auch nicht freiwillig aus dem Hafen heraus bewegen. Hier gibt es Strom, heisse Duschen (zumindest wenn man den richtigen Knopf drückt) und WLAN, wenn auch nicht sehr stabil. Alle Wetter-Quellen versprechen für morgen weniger Regen und ab Dienstag Sonne und über 20 Grad! [T]
Weiter um 21:30 Uhr, an Bord der Marzemino
Also eine Liebe auf den ersten Blick wird das nicht mit mir und Kopenhagen. Der Hop-on-Hop-off Bus fährt erstmal nicht, der Kommentar ist fast nicht zu verstehen und dann müssen wir auch noch umsteigen. Irgendwie hätte ich das eher in Südamerika erwartet als in Dänemark. Die Stadt ist eine einzige Baustelle, weil es eine neue U-Bahn-Linie geben soll und ausserdem hat es fast ununterbrochen geregnet. Immerhin haben wir jetzt einen Überblick und es wurden diverse Christians erwähnt, die Schlösser und sonstige Stehrümchen gebaut haben. Ausserdem haben wir SIE gesehen, in Regen und Sturm und daher mehr im Vorbeihasten. Das spannenste an dieser stadt sind die unzähligen Touris aus aller Herren Länder, gerne in kurzer Hose und Badelatschen und mit einem Einmal-Regenüberzug. Und dann stellen sie sich vor irgendwas und lassen soch photographieren. Dieses Motiv – Touri wird vor irgendwas photographiert – gibt es auf der ganzen Welt und ich habe immer mehr Spass daran! Pünktlich zum Sonnenuntergangs-Böller waren wir dann wieder im Bauch der Marzemino. Hier ist es trocken und warm und hell, es gibt Königsberger Klopse aus der Dose und der Regen trommelt so nett auf das Deck…[T]
Das beste an der Busfahrt war eigentlich, dass wir warm und trocken saßen und trotzdem einen Eindruck von der Stadt und dem was sich genauer anzuschauen lohnt, bekommen haben. Überall hier setzt sich die drahtlose Technik zum Bezahlen mit Karte durch; auch unsere Bustickets haben wir so bezahlt. Aber zur Unterhaltung soll im Bus die billigste Technik die Touris von einer Stadt begeistern? Der Kopfhörer hat einen permanenten Wackelkontakt, egal welchen Platz man wählt. Vom Band (oder der Festplatte) leiern die Sprecherinnen von Hölzken auf Stöcksken kommend unzusammenhängende Fakten zu Kopenhagen, den Dänen und dem Bruttosozialprodukt runter. Verwechseln links mit rechts (hängt das vielleicht an einer geänderten Streckenführung wg der Baustellen?), wiederholen sich (kein Scherz, wir sind die Teilstrecke zweimal gefahren, beide Male die Doppelung zum Lego als Spielzeug des letzten Jahrhunderts, den Hunderten von Fahrradwegkilometern in der Stadt und das die Dänen die Segelei lieben) und dann verschlägt es ihnen auch mal ganz die Stimme, wenn sie nicht gerade den Bericht zum einen Thema abrupt abbrechen um auf die nächste Station der Route hinzuweisen. Wir hatten die Wahl zwischen drei Busunternehmen. Beruhigend ist das Wissen, dass alle gleich „gut“ sein sollen, so laut Auskunft eines Fahrers des Unternehmens unserer Wahl. Aber der Kunde bleibt ja nur 24 Stunden ein Kunde. Dann schütten die Kreuzfahrtschiffe, Züge und Flugzeuge die nächste Meute aus, die sich nur kurz einen Überblick über die Stadt verschaffen will.
Näher gekommen ist mir die Stadt erst, als wir dann ausgestiegen sind. Man fühlt sich so viel besser rein, als aus der Distanz des Doppeldecker Busses. Es war ja zu Beginn unseres Spazierganges auch noch trocken. Der Regen kam erst gegen Ende, so dass wir uns leider das Nordic Taste Event mit vielen Ständen voller kleiner Leckereien und viel Wein aus Tyskland versagt haben. Der Burger bei ‚Max‘ zuvor hatte auch erst mal den Grundhunger gestillt. Die Fanta Exotic dort war im übrigen auch die erste und wohl einzige in meinem Leben.
Ich bin bereit: Kopenhagen wird morgen eine zweite Chance bekommen. Die vielen netten Bauwerke, die Anlage rund um den Nyhamn. Ich denke schon, dass dies hier eine lebenswerte oder zumindestens besuchenswerte Stadt ist.
By the way: die beste Hop-on-Hop-off Tour habe ich in Edinburgh erlebt. Da sind die Sprecher noch aus Fleisch und Blut. Sitzen mit einem Mikro vor einem und bringen jeweils ihre persönlich Note in die Tour. Ausserdem war das Wetter besser 😉
Ach ja, SIE habe ich auch gesehen. Es fast schon dunkel, wir waren kurz vor unserem Hafen, da tauchte, tatsächlich ziemlich klein, am Ende der Bucht die ‚Lille Havfrue‘ umringt von einigen wenigen, den Regen trotzenden Touris auf. Ein , zwei schnelle Fotos aber dann lockte doch die Heimeligkeit unseres derzeitigen Zuhauses zu sehr. [M]
Natürlich ist hop-on-hop-off besser in Edinburgh (das Whiskey auch!)
Aber Kopenhagen ist auch eine von mein Lieblings Städte und regen gibt überall (außer heute in Aachen).
Wir haben uns sehr gefreut über die Postkarte und sind froh das deine Mütze fürs segel perfekt ist Tanja!
lg aus Neuss
Hoffentlich hört es bald auf zu regnen. Die Sonne kommt schon wieder raus 😀 aber hier ist es auch nicht besser :/ genießt die Zeit in Dänemark LG Melina 🙂