Begegnung am Funkmast – von Sassnitz nach Rönne (Bornholm)

Rönne (Bornholm, Dänemark), an Bord der Marzemino, So. 29.06.2014, 18:50 Uhr

Heute morgen klingelte der Wecker schon um 4:30 Uhr, wir wollen wirklich früh los. Auf dem Weg zum Waschraum höre ich das sehr laute Morgenkonzert der Vögel: Normalerweise komme ich in diesen Genuss nur, wenn ich auf Schützenfest sehr früh nach Hause komme: Auf diesem Weg einen Gruß an alle Büttscher Schützen und Schützenfest-Feierer!

Unsere Leinen wurden tatsächlich um 5:45 Uhr gelöst, bei ganz sachtem Wind und leichtem Nieselregen haben wir uns leise aus dem Hafen geschlichen. Vor dem Hafen lag die Ostsee sehr still und leider auch mit ganz wenig Wind und was etwas blöd war: auch aus der falschen Richtung. Da haben wir seit Freitag abend alle verfügbaren Quellen permanent geprüft und immer hiess es West oder Nord-West, manchmal auch südliche WInde, aber die tatsächliche Richtung: Nord-Ost wurde niemals erwähnt. Zum Glück haben wir einen zuverlässigen Diesel und mit so wenig Wind und kaum Welle war es auch kein Problem, mit dem Motor nach Bornholm zu fahren.

Segelreffen macht bei jedem Wetter Spaß (?)

Segelreffen macht bei jedem Wetter Spaß (?)

Zwischendurch gab es eine lautlose aber rot blinkende Warnung von unserer Batterie: Die Spannung war zu hoch. Ich musss gestehen: Nach 3 Stunden Dauerregen und Wind aus der falschen Richtung war diese Überraschung nicht unbedingt geeignet, meine Laune zu verbessern. Wir haben dann erstmal alle Verbraucher angestellt (Licht innen und aussen, Kühlschrank, Autopilot) und nach kurzer Wartezeit mit Standgas ging auch die Spannung bei Marschfahrt (ca. 2000 U/min) nicht mehr hoch. Wir werden zu diesem Thema auch nochmal die Hotleine unseres Vercharterers kontaktieren, aber vielleicht hat ja auch einer unserer technisch versierten Leser eine Idee, wie man mit so etwas umgeht???[T]

Die Alarm Leuchte sprang an, wenn die Spannung, auch nur kurzzeitig, > 14,3 V war. IdR lag die Spannung aber zunächst um 14,25, Später mit den Verbrauchern dann bei 13,9V.  Sie erlosch erst bei Werten um 13,5 V (zB wenn wir in den Leerlauf gegangen sind). Durch Anschalten der Verbraucher und etwas warten, stiegt die Spannung auch nicht mehr über 14,3 V, so dass auch der Alarm nicht mehr ansprang. [M]

Mitten zwischen Sassnitz und Bornholm steht dann ein ziemlich großer Funkmast, den man schon mindestens 4 Seemeilen (sm x 1,852 = km) sehen kann. Genau dort haben wir dann auch tatsächlich drei andere Segelschiffe unter Motor auf Gegenkurs getroffen: Das Meer ist klein ;-)[T]
Dazu kreuzte eine Fähre kreuzte zeitgleich an der Stelle unseren Weg. [M]

Begegnung auf halben Weg

Begegnung auf halben Weg

Setzen des Dannebrog

Setzen des Dannebrog

Pünklich beim Eintritt in die 12 Meilen Zone von Dänemark wurde dann auch die Gastlandflagge gesetzt: Jetzt sind wir tatsächlich im Ausland: Wie aufregend. Zur Feier des Momentes gab es den vorbereiteten Kartoffelsalat.

Die Ankunft hier in Ronne fand ich auch ziemlich aufregend: Laut Hafenführer gibt es direkt vor der Einfahrt ein Riff mit nur 1,6 m Wassertiefe. Ausserdem widersprechen sich diverse Quellen (Karten, Photos, Hafenführer) wie die Einfahrt zum Yachthafen genau aussieht. Aber wenn man erstmal da ist, klärt sich die Situation oft von alleine und nach einer kurzen Hafenrundfahrt auf der Suche nach einem Liegeplatz haben wir jetzt eine schöne Box mit Stromanschluss. Das Bezahlen geht hier mit Kreditkarte am Automaten, auch eine neue Erfahrung. Wir müssen erstmal den aktuellen Umrechnungskurs prüfen, was wir tatsächlich bezahlt haben: 210 Dänische Kronen pro Tag klingt sehr viel, es soll auch teuerer sein als in Deutschland (12-19,50€), aber dafür sind dann auch die Duschen umsonst! Nach dem Rest-kartoffelsalat und Würstchen wollen wir nochmal kurz in die Stadt die Beine vertreten. Wenn wir ein Internet-Cafe finden, gibt es auch direkt einen aktuellen Blog. Hier im Hafen gibt es zwar WLAN, aber nur mit eingeschränktem Internetzugang…[T]

Eine Weile habe ich auch im Regen hinterm Steuerrad gesessen, während Tanja einiges an Schlaf nachgeholt hat. Wenn der Regen sich so auf der Jacke sammelt, der Kragen hoch, der Südwester tief im Gesicht, nur ein kleiner Schlitz, um durch die tropfennasse Brille nach vorne zu schielen, ob da nicht gerade eine Fähre oder ein dicker Dampfer unseren Weg kreuzen will, tja dann fragt man sich … so einiges.
Irgandwann hat dann der Regen nachgelassen. Ich glaube das war, als wir mit der Stromversorgung ein wenig rumgetüftelt haben. Danach war’s angenehm. Kaum Wellen, ab und an mal Ausschau halten, denn so ein kleiner Punkt kann echt verdammt schnell zu einem ziemlich großen Schiff werden.

Werden zwei Herzen vermisst?

Werden zwei Herzen vermisst?

Vermisst eigentlich jemand zwei herzförmige Luftballons? Einen roten und einen weißen. Die beiden trieben einträchtig aneinander geknüpft in Nähe der Barke auf Position 54°50’N 14°15’E. Wir haben sie aufgefischt. Sie können bei uns abgeholt werden (zumindestens solange sie Ihre Luft behalten und am Heckkorb nicht stören). In Zeiten von Facebook und Co müsste sich doch die Hochzeitsgesellschaft ausfindig machen lassen, bei der die beiden steigen gelasssen wurden. Eine Karte hing leider (nicht mehr?) dran.

Und jetzt noch ein paar Eindrücke aus Rönne [M]

Rönne, wir sind gleich da!

Rönne, wir sind gleich da!

Katamaran Fähre - hinterlassen in Fahrt eine riesige weiße Heckwelle

Katamaran Fähre – hinterlassen in Fahrt eine riesige weiße Heckwelle

Wasserspeiende Schnecke am Brunnen

Wasserspeiende Schnecke am Brunnen

Lauschiges Häuschen

Lauschiges Häuschen

Der Sonnenuntergang lässt die Häuser glühen

Der Sonnenuntergang lässt die Häuser glühen

 

5 Responses to “Begegnung am Funkmast – von Sassnitz nach Rönne (Bornholm)”

  1. Heinz und Rita Vielberg sagt:

    Hallo, ihr zwei,
    zunächst einen lieben Gruß aus Bergheim verbunden mit nachträglichen Geburtstagsgrüßen an Tanja, von Heinz und Rita.
    Wir sind am Wochenende aus unserem „Senioren-Urlaub“ zurückgekommen und nun haben wir bzw. hauptsächlich ich (R) eure wirklich spannenden Berichte gelesen und die Bilder angeschaut(zwischen Koffer auspacken und Wäsche waschen). Ich bin ganz hingerissen und überlege, soll ich euch beneiden oder mich doch lieber auf festem Boden bergauf quälen? Jedenfalls sind eure Erlebnisse toll und wir wünschen euch weiterhin alles Gute und viel Freude und immer den richtigen Wind für eure weitere Tour
    Heinz und Rita

  2. Volker sagt:

    Ich vermute, dass ihr das Problem inzwischen über die Hotline geklärt habt. Falls nicht, melde dich mal bei mir.

    • tami2011 sagt:

      Hallo Volker,
      Vielen Dank für Dein Hilfeangebot! Die Hotline hat bestätigt, dass unsere Massnahme, die Verbraucher anzustellen, die Richtige war. Und das die Batterie bei längerer Überladung Schaden nehmen könnte. Wir werden das im Auge behalten und bei längerem Motoren den Kühlschrank anstellen.
      Viele Grüße von Bornholm,
      Michael

      • Volker sagt:

        Der Regler ist nicht in Ordnung, deine Sofortmaßnahmen sind richtig. Die maximale Ladespannung beträgt etwa 14,2 Volt. Wenn die Spannung höher liegt, entsteht (überproportional viel) hochexplosives Knallgas. Also in diesem Fall immer gut lüften! Wenn es zusätzlich nach Schwefel riecht, nimmt die Batterie dauerhaften Schaden.
        Wenn das Problem regelmäßig auftritt, solltest du den Vercharterer zum Austausch des Reglers drängen.

  3. Inge Picker sagt:

    Hi Ihr Segler,
    was Ihr in der kurzen Zeit schon alles erlebt habt. Ich bin begeistert und teilweise auch sehr berührt von Euren Texten und den wunderschönen Bildern. Wir vermissen Euch zwar sehr beim Schützenfest, beneiden Euch aber auch. Vielen Dank, dass wir Euch auf dieser Reise begleiten dürfen.Liebe Grüße von Angeliqe, Monia, Margret und Inge (gerade in einer kleinen Verschnaufpause vom großen Fest).Gerade kommt Christian zurück. Auch von ihm viele liebe Grüße.
    Weiterhin eine gute Fahrt.

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