Gewitter über Rügen – von Vitte nach Glowe

Glowe (Rügen), „Kleine Brise“ am Yachthafen, 26.06.2014, 17:40 Uhr

Heute sind nur 25 Meilen geplant, darum müssen wir morgens nicht hetzen. Das gibt mir die Gelegenheit zu dem ersten Bad in der Ostsee! Gut, ich habe den Neo mitgenommen, denn 17 Grad ist wirklich noch etwas kalt, aber ich war ganz drin und es war wunderbar! 10 min Fussweg vom Hafen zum Strand – 10 min Neo anziehen – 20 min Schwimmen – 10 min Neo ausziehen – 10 min Rückweg: Das macht eine Stunde Programm vor dem Frühstück. Michael hat sich unterdessen um unseren Blog gekümmert, damit die arme arbeitende Bevölkerung auch etwas Lesestoff für die Frühstückspause hat.

Zurück am Schiff haben wir dann noch Tee gekocht und Brote geschmiert und sind gen Osten aufgebrochen. Das erste Stück um Hiddensee herum ist mal wieder ziemlich aufregend: enge Fahrwasser mit vielen Tonnen und am Horizont droht immer der Bäder-Dampfer. Aber alle Dampfer biegen sehr kooperativ vorher in andere Richtungen ab und wir sind gut rausgekommen.

Nördlich von Hiddensee lohnt sich auch das Segeln, so dass wir unter strahlendem Sonnenschein gemütlich mit 3,5 bis 4,5 Knoten an der Küste entland trallern (das ist mein aktuelles Lieblingswort!) können.
Wie fast jeden Tag schläft dann der Wind irgendwann ein und wir lassen nur das Großsegel stehen, setzen einen Kegel (das ist das Zeichen, dass wir zwar wie ein Segelboot aussehen, weil ein Segel oben ist, aber wie ein Motorboot ausweichen müssen, weil unser Motor läuft), und lassen Johann weiter steuern. Das gibt uns genug Zeit, Wolken zu beobachten, einen Großsegler am Horizont passieren zu lassen (weiß, drei Masten = Gorch Fock???, kann das mal jemand stalken?) und vor Kap Arkona auch eine heisse Erbsensuppe mit Würstchen zu geniessen.

Kurz vor Glowe erwischt uns dann doch eine der dicken grauen Wolken und es fängt erst leicht zu regnen an, dann immer stärker und am Ende sogar mit Hagel und Blitzen am Horizont. Gut, dass es nicht mehr weit ist mit Glowe und kurz vor dem Hafen auch der Regen wieder aufhört. Das Anlegemanöver ist mal wieder ziemlich locker (ok, die Leinen hinten waren zu kurz, darum mussten wir nochmal zurück um große Schlaufen über die Pfähle zu legen). Zum Glück war ein netter Stegnachbar aus Lemmer zur Stelle um die Leinen anzunehmen und uns genug Raum nach hinten zu geben.

Jetzt sitzen wir im Zelt des Hafen-Kiosk (Kleine Brise) bei Bier und Schneewittchen und geniessen mit anderen Seglern das letzte Vorrunden-Spiel der deutschen Manschaft in Brasilien [T].

immer noch im Zelt, 18:45
Halbzeitpause! 0:0. Hmm, da hätten wir auch schön in der Plicht den blau-weißen Abendhimmel in Glowe auf uns wirken lassen können. Ok, das Rostocker Hell und das Gefühl „Dabei zu sein“ entschädigt dann für den torlosen Kick.
Die Fahrt hierhin habe ich vorwiegend mir Lesen verbracht. Schon vor der Tour hate ich mir ein Buch über Larry Ellison und den Americas Cup als eBook besorgt, auf Deutsch der „Der Milliardär und der Mechaniker“. Da wird geschildert, wie der segelbegeisterte Larry Ellison, der Gründer von Oracle, ein Boot und Crew für den Americas Cup, das älteste Sportereignis der Welt, vorbereitet. Interessant zu lesen, zumindestens der Anfang gefällt mir (weiter bin ich halt noch nicht). So geht die Zeit gut rum: in kurzer Hose, gut eingecremt, abwechselnd den Blick von Hiddensee nach Rügen und zurück schweifen zu lassen und das Leben geniessen. Tanja steht am Ruder und kocht auch die Erbsensuppe. Ich bin so froh, sie kennengelernt zu haben 🙂 Und die erste Suppe inkl. Bockwürstchen können wir auch von der Bunkerliste streichen …
Beim Ableger haben uns heute morgen HaJo und Knobel am Steg verabschiedet. War schon schön, auf den ersten Meilen ein paar sympathische Begleiter gefunden zu haben. Grüße aus der „Kleinen Brise“  an die Beiden! Ob Ihr jetzt auch Fussball schaut?
Was mir besonders gut gefällt, ist wie jederzeit am Steg jemand bereit steht, um das Anlegen zu erleichtern. Auch heute wieder, als wir in eine recht große Box eingelaufen sind, stand direkt eine, kurz vor uns angelandete Dame und ein nun neben uns liegender Niederländer bereit. Die beiden haben uns in aller Ruhe geholfen, das Boot anzunehmen und bis an den Steg zu verlegen. Ich fand’s gut dann kurz darauf zwei Herren auf der ‚Hobbit‘ die gleiche Hilfestellung geben zu können. Bei denen waren die Achterleinen zunächst auch ein wenig kurz darum holten die beiden andere Leinen hervor und knoteten Leine für Leine zusammen, um auf die richtige Länge zu kommen. Also eine andere Lösung als wir, gleicher Effekt: rechtzeitig zum Anstoß vorm Bildschirm! So, Spiel geht weiter. Wie geht’s aus?

19:12 Uhr – 1:0 Tor Müller (Freude, Jubel im Zelt)

Abends in Wald und ...

Abends in Wald und …

... Flur

… Flur

22:19 Uhr – wieder an Bord
Nein, nein, wir haben nicht freudentrunken den Einzug ins Achtelfinale gefeiert. Stattdessen spazierten wir einen ausgedehnte Runde lang am Strand und hinein ins Hinterland der Schabe, so heißt die Nehrung hier, bis zum Bodden. Entlang am Glower Strand, durch den feuchtnassen duftenden Wald, vorbei an Getreidefeldern und zurück am friedlich ruhenden Bodden sind wir in einer neuen Feriensiedlung wieder in Glowe angekommen, um von einem imposanten Sonnenuntergang begrüßt zu werden
Unterwegs trafen wir grasende Gänse, zwitschernde Vögel und ein äsendes Reh. Dazu krabbelten Asseln über den Asphalt und zahlreiche Nacktschnecken huschten vor uns über den Weg.
Zahlreiche mit Fisch und Schnitzel lockende Wirtshäuser haben wir am Wegesrande unbeachtet liegengelassen, denn die Erbsensuppe war uns Nahrung für den ganzen Tag. Hmm, ehrlich? Ich hätte ja schon noch was essen können… Mal sehen, wie lange der Chai-Tee der jetzt dampfend vor uns steht ausreicht. Aber wir haben ja auch noch Brot – und Thunfisch 🙂 [M]

Der Bodden hinter der Schabe.

Der Bodden hinter der Schabe.

Bötchen im Bodden

Bötchen im Bodden

Ich find's einfach nur schön!

Ich find’s einfach nur schön!

... und weils's so schön ist ...

… und weils’s so schön ist …

... gleich noch einmal.

… gleich noch einmal.

Es sind die pastelligen Farben, die mir im Norden so gut gefallen.

Es sind die pastelligen Farben, die mir im Norden so gut gefallen.

One Response to “Gewitter über Rügen – von Vitte nach Glowe”

  1. Volker sagt:

    Freut mich, dass euch Knobel und Hajo eine nette Begleitung waren. Mit weiteren Seglern kann ich nicht dienen, aber mit zwei Lesetipps:
    1. „Wir Ertrunkenen“ handelt von den Seglern aus Marstal in der dänischen Südsee in der 2. Hälfte des 19. Jahrhunderts. Marstal solltet ihr euch auf der Rückfahrt nicht entgehen lassen, das Buch ist die richtige Einstimmung darauf! (Vielleicht treffen wir uns in der Gegend sogar noch einmal, ich bin vom 30. August bis 6. September mit Hajo und Knobel auf einem Törn rund Fünen).
    2. „Der Navigator“, beschreibt Magellans Weltumsegelung, ebenfalls sehr lesenswert.
    Weiterhin Mast- und Schotbruch!
    Volker

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