Grömitz, 10:38 Uhr
Noch sind wir keine richtigen Ostseesegler. Denn die stehen morgens zeitig auf, hurtig mit der Sonne Lauf, sind sie nach getaner Tat am frühen Nachmittag im Hafen. Wir dagegen brauchen noch etwas Zeit, um uns umzustellen. Heute liegt ein kurzer Schlag an: quer durch die Lübecker Bucht (andere sagen Neustädter Bucht oder Mecklenburger Bucht). Wie dem auch sei, unser Ziel heisst Travemünde.
Vor dem Ablegen müssen noch ein paar Formalien erledigt werden. Die Routenplanung hat Tanja bereits gestern Abend fertig gemacht. Dazu hat sie in das Navi Wegpunkte (WP) eingegeben, das sind Punkte, deren Koordinaten bereits hinterlegt sind. Die Computer zeigen dann an, welchen Kurs wir zum WP nehmen müssen.
Und jetzt geben ich noch den Schlüssel zum Häuschen und den Duschen wieder zurück, um das Pfand dann beim nächsten Hafenmeister wieder abzugeben. [M]
Travemünde, Mi. 18.06.2014, 00:20
Das war eine schöne Segelei durch die strahlend blaue Bucht. Von Grömitz gerade aus Richtung Travemünde hat bei halbem Wind (N-NE, 3Bft) viel Spaß gemacht. Segel setzten – fertig. Keine Wende, keine Halse – nix – ab und an ein bisschen Trimmen.
Cool waren die riesigen Fähren, die kaum am Horinzont erschienen uns auch schon erreichten. Travemünde ist das Tor nach Skandinavien. Heute Nachmittage ist die Huckleberry Finn an uns vorbeigezogen und dann heute Abend von Hafen aus konnten wir die Nils Holgersson der TT-Linie bestaunen. Wenn die Dinger augenscheinlich gemächlich in die Trave einlaufen, sind sie immer noch schneller als die Marzemino.
Hilfreiche Hände kamen uns am gestrigen Dienstag beim Anlegen im Passathafen zur Hilfe. Ich war schon im Begriff auf den Steg runter zu springen als ein anderer Segler sich anbot die Leinen anzunehmen. Danke dafür an dieser Stelle.
Problem war aber, das unsicher war, ob die Box in der wir nun fest gemacht hatten auch nicht von ihrem Besitzer später noch beansrucht würde.
Der Hafenmeister meinte, wir sollten eine Box weiter. Dafür wieder raus und rein juckeln? Nö, wir haben die Leinen, an denen die Yacht festgemacht war, einfach an Land zur freien benachbarten Box verlegt.[M]
Na ja, einfach? Wir haben schon ziemlich gebastelt, weil die hinteren Pfähle doch weit weg waren und wir erst nach hinten mussten und dann gegen den Wind den nächsten Pfahl mit einer Leine umlegen: Klingt einfach, ist es aber nicht. So nach 4-5 Anläufen hat es dann doch funktioniert und wir haben mal wieder gelernt, wie unser Schiffchen so reagiert. [T]
Nach getaner Arbeit haben wir das erste Mal unsere Klappräder gesattelt und sind mit der Priwall-Fähre nach Travemünde und dann entlang des Brodtener Steilufers nach Niendorf und Timmendorfer Strand geradelt. Das war so ein typischer Abend-Ausflug beim Urlauben in Timmendorfer Strand: Eine super schöne Tour, rechts die Ostsee, links Felder und das Ausflugslokal Hermans-Höhe. Zwischendurch immer mal wieder kleine Waldstücke, und das ganze bei strahlend blauem Himmel und Sonne!
Im Niendorfer Hafen gab’s ein Fischbrötchen bei der Hafenräucherei, früher ein guter Ort für eine Schillerlocke. Überhaupt lauern an allen Ecken und Enden Kindheitserinnerungen: Die Promenade, die Drück-Ampel, der Bach zum Stöckchenrennen-Spielen, der Hermann-Löhns-Blick auf den Hemmelsdorfer See…
Leider war der Versuch unsere alte Wirtin zu besuchen nicht mehr erfolgreich. Von einem Nachbarn haben wir erfahren, dass sie Ende letzten Jahres gestorben ist. Dann war wohl meine Urlaubskarte aus Sri Lanka die letzte in der langen Reihe von Postkarten aus exotischen oder weniger exotischen Urlaubsgegenden.
Das Haus steht jetzt zum Verkauf, wir durften einen letztern Blick in den Garten und die Terrasse werfen: Hier haben viele Mitglieder meiner Familie eine Menge schöner Stunden verbracht!
Daher auf diesem Wege nochmal meinen aufrichtigen Dank an „Tante Küchler“, für eine unendlich lange Reihe schöner Urlaubstage. Uns bleiben die Erinnerungen und das Rezept für den berühmten Butter-Streuselkuchen: Er war – verfeinert mit Kirschen und Marzipan – noch bei meiner Verabschiedung im Einsatz! [T]
Das war wirklich ein trauriger Moment. Erinnert mich an eine Motorradtour vor Jahren, auf der ich meinen Chemielehrer besuchen wollte. Der leider Tags zuvor gestorben war. Das sind Momente, in denen mir klar wird, das alles aufgeschobene irgendwann zu spät erledigt worden ist. Gut, dass wir unterwegs sind!
Die Radtour an der Küste lang war wunderbar. Auch die am Abend entdeckten Mückenstiche konnten den schönen Blick auf den Hemmelsdorfer See nicht schmälern. Bis dato hatte ich Hermann Löns nur mit der Heide in Verbindung gebracht. Aber der Mann wuste, wo’s schön ist!
Und Goethe war bestimmt auch schon hier, vielleicht inkognito, sonst hätte der Löns sicher nicht seinen Namen geben dürfen 😉 [M}
Hi ihr 2, schön wieder was von euch zu hören / lesen.
Scheint ja alles bestebs zu sein. Beim lesen mit der Verlegung in die andere Box – denke mir so, dass das „raus und rein juckeln“ fast die einfachere Variante gewesen wär. Aber ihr habt ja Zeit 🙂
Braucht so’n schlichtes Fischbrötchen sooooviiiiel Flüssigkeit – von wegen Fisch muss schwimmen?
Da hat Tanja zwar ein trauriges – aber dennoch ihr erstes „highlight“ (Timmendorfer Strand) der Reise gehabt.
Danke für die Eindrücke und die klasse Fotos – bis bald der Roberto
Hi ihr Seebären und Landradler,
ich finde ihr schlagt ruch tapfer….und es hört sich sooooo gut an, was ihr da so schreibt…natürlich nicht nur Erfreuliche Nachrichten, denn aus dem Hause Küchler und Timmendorf habe ich von Tanja Duzende von Postkarten bekommen…schade, dass dort solch eine traurige Nachricht auf euch gewartet hat…Tanja, wenn du nach eurer Seereise eine PostkartenlesereiseOstsee machen möchtest, sehr gerne….es gibt die Karten noch alle:-)
Geniesst eure Tour und zwar hier und heute….ich bleibe dabei…Wenn nicht jetzt, wann dann!!! Weiter so…..
Und das nennt ihr Segeln? Einfach geradeaus, ohne Manöver:-)))
Alles Liebe von Tina und den Mädels
Also wir sind bisher mit dem Segel raus und wieder rein und Navigation und kochen und Kegel setzen (als Zeichen für Segel + Motor) gut beschäftigt. Kreuzen versuchen wir dann später mal.