Aachen, 10. Juni 2014, 13:55 Uhr
Es deutete sich bereits Ende letzten Jahres an: unser Arbeitgeber will Arbeitsplätze abbauen. Im Januar diesen Jahres dann die Gewissheit. Fast 200 Arbeitsplätze sollen sozialverträglich abgebaut werden.
Als ich an dem der Ankündigung folgenden Mittwoch Abend, es war der 22. Januar, im Spanisch Unterricht saß, schrieb ich um 20:05 eine SMS an Tanja, die für uns alles ins Rollen gebracht hat. Ein neues Ziel, ein Weg – unser Weg – mit dem Stellenabbau umzugehen und den Wandel tatsächlich als Chance zu wahrzunehmen.
„sollen wir nicht einfach im Sommer 3 Monate segeln gehen?“ Als ich kurz darauf nach Hause kam und mit Tanja über die Idee von Barcelona nach Malaga zu segeln sprach, griff Sie den Gedanken direkt auf, schlug aber vor, stattdessen die 3 Monate in der Ostsee segelnd zu verbringen. Happy, dass sie mitziehen wollte, konnte ich mich auch sofort auf die Ostsee einlassen. Die Erinnerungen an meine allererste Begegnung mit einem Segelboot, der CHRITA, auf der wir 2008 eine Woche durch den Göta-Kanal in Schweden gereist sind und dann im darauf folgenden Jahr eine Woche in der dänischen Ostsee rumgekreuzt waren, kamen wieder hoch. Vor Augen die pastelligen Töne und die Stille der lauen Abende in Dänemark sowie die kräftigen Farben des Sommers in Schweden ließen Spanien und das Mittelmeer schnell vergessen.
In den Monaten seit Januar ist naturgemäß nun einiges passiert. Sowohl Tanja und auch ich haben unseren Ausstand im bisherigen Unternehmen gegeben. Nicht ganz so leichte Abschiede von unseren Arbeitskollegen, von denen viele in den mehr als 10 Jahren unseres Lebens auch zu Freunden geworden sind, liegen hinter uns. Entscheidungen mussten getroffen werden. Wir haben uns auseinander gesetzt mit unseren Hoffnungen und Ängsten, tun dies noch immer. Sind jedoch sicher, das für uns Richtige getan zu haben. Sicherheit gegen Ungewissheit zu tauschen. Für mich ist das neu. Eine Auseinandersetzung mit mir selbst. Schon auch ein Wandel, zu dessen Ergebnis ich vor Jahresfrist eine andere Einstellung hatte. Die Sicherheit aufgeben, die ein fester Arbeitsplatz bietet? Ja und dann? Die Befürchtungen waren Anfang des Jahres, mit der SMS und Tanjas Einlassen wie weggeblasen. Ok, ab und an blitzen die Gedanken an das was danach kommt wieder hoch. Aber was soll’s. Wird schon irgendwie weitergehen.
Was uns geholfen hat, waren die zahlreichen unterstützenden und aufmunternden Worte und Diskussionen mit Freunden. „Wenn nicht jetzt, wann dann?“ „Finde ich mutig“. Klar, in der Konsequenz müssen, nein besser: dürfen wir mit dem Ergebnis und der Situation „danach“ leben. Wir beiden sind uns sicher, dass für uns jedenfalls die bessere Option ist zu bereuen es getan zu haben, als zu bereuen es nicht getan zu haben. Tja, so einfach kann das manchmal sein 😉
Nur noch dreimal im weichen Bett schlafen und den Komfort der Wohnung geniessen. An die Freiheit nicht mehr zu einem Arbeitsplatz zu müssen habe ich mich schnell gewöhnt. Insbesondere da die Abschiede von einzelnen und die Vorbereitungen auf den Törn eine Menge Zeit benötigt haben.
Was gibt es da vorzubereiten? Naja, ich habe mich Ende Januar direkt in einer Segelschule angemeldet um den Spotbootführerschein See zu machen. Ich hätte auch nie gedacht, jemals mitten im Februar mit einem Motorboot auf der Maas „Mann über Bord Manöver“ oder „Kursgerechtes Aufstoppen“ zu üben. So habe ich jedenfalls im Düsseldorfer Hafen einen Eindruck davor bekommen, dass beim Bötchen fahren durchaus auch der Wind das Fahren von ein bis fünf Anlegemanöver notwendig machen kann, bevor die Leinen am Steg festgemacht sind. In den letzten Wochen habe ich dann noch einige weitere Kurse besucht, um ein besseres theoretischen Verständnis vom Segeln und den Anforderungen zu bekommen. Aber um die mehr als 30 Jahre Vorsprung aufzuholen, die Tanja bereits an Segelerfahrungen gesammelt hat, dafür war die Zeit dann doch nicht ausreichend.
Ach ja, ein Boot brauchten wir ja auch noch! Drehten sich erste Gedanken noch darum eines zu kaufen, gewann dann schnell die Idee vom Chartern die Überhand. Zu kurz wäre einfach die Zeit gewesen, ein eigenes Boot organisiert und reiseklar zu bekommen. Dazu die momentane Unbestimmtheit dessen, was auf den Törn folgt. Wo (und wann) werden wir neue Arbeit finden? Bleibt dann noch Gelegenheit oder Zeit sich um ein eigenes Boot zu kümmern? Vielleicht habe ich nach den 3 Monaten ja auch wieder die Nase voll vom Segeln? Was sollen wir dann mit einem Boot? Welches Boot entspräche nächstes Jahr unseren Anforderungen? Wäre es das gleiche wie dieses Jahr im Frühjahr? Oder wie dieses Jahr im Sommer?
Die Folgekosten und die Arbeit, die mit einem eigenen Boot auf uns zugekommen wären, will ich nun mal nicht so schwarz malen. Selbst wenn mir 4 von 5 Leuten (darunter ich selbst) aus den verschiedensten Gründen von der eigenen Segelyacht abraten. Wer weiß, mit welchen Gedanken ich aus dem Sommer komme? Da mach ich mir doch jetzt nicht das madig, was danach vielleicht mein Traum sein könnte! (Dessen Finanzierung ja auch erstmal geklärt sein müsste.)
An dieser Stelle wollte ich eigentlich schon viel eher meine Gedanken hinterlassen und für mich festhalten. Tja, es passiert halt nur das, für das man sich auch Zeit nimmt, weil es aktuell, im Moment auch Bedeutung für einen selbst hat. Und selbst die Dinge, die für mich wichtig waren, waren dann wohl nicht so wichtig, meine Bequemlichkeit zu überwinden, und mich an den Rechner zu setzen. Wird das jetzt alles anders? Momentan bin ich mir nicht sicher, ob ich, wir, diesen Blog mit der Frequenz der vergangenen jeweils 3 wöchigen Urlaube aktualisieren werden. Dazu wird sicher das „andere“ Leben unterwegs zu viel Aufmerksamkeit fordern. Und sollten wir wirklich, während längerer Törns oder am Abend in der Plicht, schlicht faulenzen oder „abhängen“, greifen wir dann zum PC?
Ya viene! [M]
Oh weia, so viele philosophische Gedanken….
Da will ich mal nur kurz alle alten und neuen Leser willkommen heissen. Ich bin zuversichtlich, dass es in den kommenden Monaten mehr Photos und weniger Rückschau geben wird. Nach wie vor gilt: Der Applaus ist der Lohn des Künstlers, in diesem Fall also Eure Kommentare! Wer weiss, das könnte uns dann auch noch eher dazu animieren, eine bunte Postkarte auf die Reise zu schicken…
Ansonsten versinken wir jetzt grade im gewohnten Reisevorbereitungs-Chaos, der eine oder andere Abschied steht uns noch bevor und dann sind wir weg!
Ich wünsche uns allen einen schönen Sommer! [T]
Ahoi!
Wir wünschen Euch eine erholsame und fröhliche Kaperreise mit viel Wind und Wellen vorm Bug. Lasst blos keine Schatzkiste liegen, Piraten teilen ihre Beute nach der Fahrt. 😉
Also Leinen los und auf ins Abenteuer.
Viele Grüße aus dem Land der tausend Berge. 🙂
Tom & Petra
Vielen Dank für die Einladung hier mit zu lesen. 🙂
Ich wünsche alles Gute und viel Rückenwind.
Bin gespannt auf weitere Berichte.
Viele Grüße
Kein Kommentar, solange ihr noch hier seid
Hallo ihr Zwei,
da waren wir ja mehr als überrascht von euren neuen Plänen, zumal wir ganz ahnungslos über eure Situation waren.
Wir wünschen euch nun viele gute Erlebnisse, einen schönen Sommer und kommt gesund und munter wieder, das wünschen euch von Herzen
Heinz und Rita
P.S. Sicherlich lesen + sehen wir mal etwas von euch.