12.08.2014,20:35Uhr, Söderköping, an Bord der Marzemino
Heute morgen klingt es wie Regen, aber der Himmel ist blau? Michael hat das Rätsel schnell gelöst: Es war die Norwegen-Fahne am Kanaleingang!
Vor dem Kanalfahren ist aber erstmal umbauen und Aufräumen angesagt: Die Mädels kümmern sich um das Schrubben des Schlauchbootes, wir um das fachmännische Anbringen einer Umlenkrolle auf dem Vorschiff, damit später beim Aufwärtsschleusen nur noch eine Person vom Boot aus die Vorleine bedienen kann. Im Kanalbüro gibt es noch eine deutschsprache Informations-Mappe und ein paar Erläuterungen, wie wir nach dem 19. August, dem offiziellen Ende der Hauptsaison, weiter durch den Kanal fahren können. Und dann wandern wir alle gemeinsam nochmal vor zur Schleuse, um uns am Beispiel eines schwedischen Seglers das Verhalten in der Schleuse als Demonstration ansehen können: Das schaffen wir auch!
Und tatsächlich, unsere ersten drei Schleusen heute waren sehr entspannt. Durch die ausklingende Saison öffnete sich jede Schleuse schon bei der Annäherung und wir waren immer das einzige Schiff. Vor der Schleuse kurz links ran, mindestens ein Besatzungsmitglied mit Leine abgesetzt, und dann wird das Schiff wie ein Hund an der Leine in die Schleuse geführt. Der andere bleibt an Bord, macht die Achterleine fest und bedient die Vorleine über die Winsch, bis man wie in einem Fahrstuhl wieder auf der Höhe des Ausgestiegenen ankommt. Die Schleusen werden von Studenten als Ferien-Job bedient, und ein kleiner Plausch am Rande ist immer willkomen. Wir haben uns von Schleuse zu Schleuse in den beiden Rollen abgewechselt und prompt ein Lob einer Schleusenwärterin bekommen: „Normalerweise fahren immer nur die Kerle….“.
In Söderköping war dann für heute erstmal Schluss, denn morgen verabschieden sich die Prinzessinnen und der nächste Hafen mit Bus-Anschluss liegt 6 Fahrtstunden entfernt: Das schaffen wir nicht bis zum Ende der Schleusenbedienung um 18 Uhr. Also ist Entspannung angesagt: Wäsche waschen, träumen im Hängestuhl (ca. 10 min, dann fing der Regen an), Wanderung zur Touri-Info um die Verbindungen nach Stockholm zu erfragen, Supermarkt, Abschieds-Pizza und am Ende noch ein Eis vor der Dansbana mit 2 Mann-Country-Band und einer illustren Tanz-Pärchen-Parade.
Die Mädels fragen, ob wir nicht auch nach Hause wollen und ob wir nicht etwas vermissen würden? Ich habe echt drüber nachgedacht, aber mir fällt nicht so richtig was ein. OK, manchmal ist es eng und chaotisch an Bord, aber das Aufräumen geht halt auch viel schneller als zu Hause. Die Tage sind erfüllt und abwechslungsreich, die Sonne scheint sehr oft und die Verpflegung ist auserlesen. Im Gegenteil: ich bin schon ein bischen traurig, das wir jetzt die schwedischen Schären endgültig hinter uns lassen, und auch das Schlauchboot einzupacken hatte etwas von Abschied. Aber wer weiss, vielleicht pumpen wir es in Dänemark nochmal auf![T]
Vorhin bin ich kurz nochmal ein paar ältere Artikel unseres Blogs durchgegangen. Es waren wirklich tolle Tage und nachhaltige Eindrücke, die wir in den Schären aufsaugen und geniessen konnten. Die Wärme, das Baden, das Segeln, sitzen in der Plicht, die Sonnenuntergänge. All das scheint jetzt an diesem regnerischen Nachmittag in Södersköping so weit weg. Obwohl die Wettervorhersagen weiter auf Sonne hoffen lassen, habe ich das Gefühl, der Sommer verabschiedet sich so langsam. Die Ferien in Schweden gehen zu Ende. Weniger Schiffe unterwegs (was natürlich auch Vorteile hat). Uns bleiben noch 4 Wochen. Nur noch oder immer noch? Ich freue mich auf die noch kommenden Tage. Sicher werden wir wieder viel aufregendes und Neues entdecken können. Eine der Schleusenwärterinnen meinte „an experience for your life“. Ja, als Zwischenfazit kann ich das so bestätigen. Alles erscheint irgendwie im Fluss. Abends müde vom Tag. Frische Luft, Sonne, Regen, Gespräche, Segeln, Motoren, Essen Kochen, Wäsche machen, Lesen, Flanieren, Einkaufen, Blog aktualisieren, Bilder kopieren. Tägliche Routine. Wie sagte doch seinerzeit eine gern und oft zitierte Arbeitskollegin „Der Tag geht rum“. Allerdings bezog sie das wohl eher auf aus ihrer Sicht unsinnige Arbeiten. Für mich bekommt das Zitat hier einen neuen Sinn: Der Tag geht rum, auch ohne wie ein Hamster im Rad zu treten. Im Netz war gestern ein Artikel, der meinte, das wir in der Regel auf der Arbeit nicht getrieben werden, sondern wir uns selbst treiben, um unseren eigenen Ansprüchen gerecht zu werden. Selbst die Messlatte setzen. Im Moment liegt sie genau so hoch, dass wir am Ende des Tages wieder glücklich und gesund im Hafen liegen. Das wird sich sicher wieder ändern. Aber noch nicht so bald. Vermutlich erst in vier Wocher. Oder so. [M]
Yeah – geschafft!! Bin jetzt endlich dazu gekommen, mir die letzten Stories von euch reinzuziehen – war verhindert wegen einer „Wunschliste“ (DIN 4 – eng beschrieben) – mein „Arbeitspensum für 14 Tage und langsam wird es eng – bis Montagabend muss/sollte ich „klar Schiff“ haben und (fast) alle Wünsche meiner 3 Mädels erfüllt haben 🙂
Nun aber zu euch – ja habe alles brav und wie immer sehr interessiert gelesen und die Fotos studiert – ihr habt einen riesen Vorteil uns – den lesenden Mitseglern – gegenüber – bei euch vergeht kein Tag ohne das ihr andere, neue, tolle und interessante Erlebnisse habt und viele Eindrücke sammelt und wir – wir können euch immer nur wieder loben, loben, loben usw und danke sagen für die Gelegenheit die ihr uns bietet, an eurer Reise so Hautnah dabei zu sein und sich vieles so richtig gut vorstellen zu können – D A N K E!!!
Ich verzichte heute mal darauf – fällt mir ja schon schwer – meinen „Senf“ zu den einzelnen Berichten in die Kommentarseite zu schmieren – irgendwas muss man ja schliesslich noch zu reden und /oder kommentieren haben, wenn man sich mal wieder sieht 🙂
Habe mit viele Infos über den Götakanal rausgesucht – muss das eine irrer Trip sein – einfach genial – bin gespannt auf eure Erlebnisse mit der ganzen Schleuserei. Dann dauert es ja jetzt erst mal eine Zeit, bis ihr wieder mit eurem „Eimer“ so richtig in Salzwasser rumdümpelt.
Geniesst den Kanal und habt den gleichen bitte nicht voll, wenn ihr auf dem Kanal mit der Badewanne Aufzug fahrt 🙂
Tschökes – macht et jut – bis denne – der Roberto – bald unterwegs Richtung Weinwoche Leibnitz/Steiermark und danach ab in die Berge (Dachstein)
Hallo Ihr Zwei!
Melde mich zurück aus der nassen Schweiz. An einigen Tagen mussten wir die Außentür schließen, damit`s nicht ins Häuschen regnete. 20 km nördlich standen die Häuser der Altstadt von Altstätten ganz schön im Schlamm und in Wasserfluten. Da kann ich nur sagen: Das bisschen Regen braucht Schweden bestimmt.
Beim Schleusen kann ich mir halbwegs vorstellen, wie es war. Auf der Mosel bin ich mal mit einer Barke durch eine Schleuse gefahren. Auch ein Erlebnis. Tanja, du kannst ja echt stolz auf das Lob sein.
Genießt die 4 Wochen noch. Sie sind schnell vorbei. Ich fahre am Wochenende in eine Stadt mit mehreren „s“ im Postleitzahlgebiet „4“.
Düsseldorf ist mein 1. Tipp, Neuss der 2. . Vielleicht wird es auch Essen! Ich lass mich überraschen!
Liebe Grüße
Christa
Hej Ihr zwei Seefahrer!
Ich bin jetzt schon wieder eine ganze Weile zu Hause und arbeite vor mich hin, während Tina noch die letzte Woche ihrer Ferien genießt.
Ihr habe aber wettertechnisch auch echt einen Wahnsinnssommer für Eure Tour in Skandinavien erwischt. Glückwunsch!
LG Michel