Erst heiß und schön, dann naß und schön – von Arkösund/Snedskär nach Nyköping

19.07.2014, 23:08 Uhr, Nyköping, an Bord der Marzemino

Snedskär

Snedskär

Eigentlich gibt es überhaupt keinen Grund hier weg zu fahren, sagte ich heute morgen zu meiner Bekannten. Aber woanders kann es doch noch viel schöner sein! Also machten wir uns mal wieder auf den Weg zu neuen Ufern.
Vorhin, beim Nachtragen der Bilder der letzten paar Tage beschlich mich schon der Gedanke, dass diese ganzen Eindrücke der letzten Wochen anfangen zu verschwimmen. Es fällt mir total schwer, alles noch sortiert zu bekommen. Was war wann und wo? Je mehr Zeit auf der Reise hinter uns liegt, desto mehr Bedeutung bekommen unsere schriftlichen und photographischen Aufzeichnungen. Cool wäre noch, wenn bei jedem Photo die Intention, Gedanken und Gefühle mit dem Bild erfasst und gespeichert würden. So bleibt nur der retrospektive Versuch der Erinnerung. (ja ich weiß, Geotagging ist schon möglich, hab ich aber nicht angebaut … und die Zeit bleibt bei der Kamera auch immer auf MEZ).
Naja, Snedskär war jedenfalls einer der schöneren Haltepunkte. Das Bad vom Steg am Abend und am Morgen im Arkösund und der Hinweis der beiden Mitbadenden (einer sah original wie ein Easy Rider in Badehose aus: Muskulös, Tätowiert, grauer melierter Bart und Sonnenbrille) auf den Film „Götä-Kanal“, der im bei den Schweden auch der „Scheidungs-Kanal“ genannt wird, wohl ein Zitat aus dem Film eines hier bekannten Regisseurs.

So kann man auch gut leben

So kann man auch gut leben

So toll wie die Häuschen auf den Schären im Vorbeifahren aussehen. Mich würde schon mal interessieren, wie lange ich es dort aushalten würde. Und wozu ein Haus? Hier auf dem Boot ist (fast) alles, was wir brauchen. Eine bessere Matratze, ja das wäre was. Aber sonst geht es uns auf den knapp 10 x 3 m sicher besser als manchen anderen. Was ist wichtig? Strom? Ja. Internet? Auch, aber ausser kurz mal die Headlines bei Spiegel Online und den Wetterbericht zu lesen sowie für den Blog und natürlich eMail nutze ich es nicht. Bücher, Lesestoff ist auch unverzichtbar. Fernsehen? nur für die WM. Geht sehr gut ohne.
Ansonsten wird für die Ver- und Entsorgung in den Häfen gesorgt. Es ist erstaunlich, wie schnell so ein Tag auch ohne Büroarbeit vorüber gehen kann. Das war anfangs so und ist bis jetzt unverändert. Auch wenn ich Abends nicht mehr so geschafft bin, wie noch in den ersten Wochen.
Achja unser Törn. Anfangs war es heiß und sonnig, auf Wind mussten wir etwas warten, doch dann konnten wir auch die Segel hissen. Bis so ca. 10 sm vor Nyköping. Da flaute der Wind ab und wir bemerkten neben uns auch schon eine Gewitterfront. 5 sm ging’s noch gut, aber dann erwischte uns der Regen. Erst mich und dann Tanja, die heute an der Reihe mit Anlegerfahren war, noch etwas heftiger. Aber unsere Kleidung ist ziemlich gut und hält trocken und warm.[M]

Also heute fand ich den Regen gar nicht schlimm. OK, die Gewitterwolken am Horizont und das bedrohliche Grummeln sorgen schon für ein etwas ungutes Gefühl. Aber wir haben dann die Segel weg gemacht (es war eh kein Wind mehr) und sind unter Motor zunächst an den schlimmen Wolken vorbei. Immerhin gibt es tolle Bilder, wenn im Industriegebiet von Oxelösund weisse Wasserdampf-Wolken vor dem dunkel Himmel erscheinen.

Dicke Wolken - noch Backbord

Dicke Wolken – noch Backbord

Vorhang für die große Regenshow

Vorhang für die große Regenshow

Es prasseld der Regen

Es prasselt der Regen

Später hat er uns dann doch erwischt, aber dank Garmin und Tablet wussten wir immer, wo wird sind und konnten einfach weiter fahren. Im betonnten Fahrwasser nach Nyköping haben wir dann ausgenutzt, dass die Plicht schon nass war und in Ruhe die Pflicht geschrubbt. So hat Regen auch sein Gutes!
Was mir immer auffällt sind die sehr unterschiedlichen Gerüche: In der Anfahrt nach Nyköping roch es ein bischen wie früher am Rhein bei Hochwasser – so etwas muddelig. Ob das wohl vom Regen kam?
Nach dem Essen wollte ich mir noch ein bischen die Beibe vertreten und bin nochmal los Richtung Innenstadt (natürlich mit Garmin…). In der Burg von Nyköping wird im Juli jeden Abend ein wildes Mittelalter-Spektakel um einen Brudermord aufgeführt. Die Musik war in der ganzen Stadt zu hören und später kamen mir die Gäste aus der Burg entgegen. Das führte zu einer ganz besonderen Atmosphäre. [T]

Startlinie in Nyköpings Wasserarena (1 km Ruderstecke)

Startlinie in Nyköpings Wasserarena (1 km Ruderstecke)

Wasserrose am Rande der regattastrecke

Wasserrose am Rande der Regattastrecke

Gans ruhig

Gans ruhig

Nachts, wenn der Nebel kommt

Nachts, wenn der Nebel kommt

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