24.08.2014, 16:50 Uhr, in der Ödnis von Lilla Edet, an Bord der Marzemino
Doch, die Marina in Vänersborg ist ganz ok. Soviel nix los, dass ich wir beide jeweils heute morgen die Duschen für uns alleine hatten und ganz gemütlich unsere Abreise vorbereiten konnten. Ein bisschen WLAN gab’s auch, aber nur vor den Duschen, nicht am Schiff. Ich wäre gern länger dort geblieben. Als Reisende zieht es uns jeoch weiter gen Süden und da es heute morgen so schön geregnet hat, erinnerten wir uns an das letzte Stück vom Göta-Kanal und stimmten uns mit einen „Auf, Auf! Kanalfahren macht im Regen doppelt so viel Spass!“ auf die kommende Etappe ein.
Wir hatten Glück, denn direkt vor uns kreisten schon zwei Schiffe vor der Brücke Gropbron direkt hinter der Marina. Ein entgegenkommendes Frachtschiff mussten wir noch passieren lassen, doch dann konnten wir zu dritt im Konvoi in den Trollhätte-Kanal eingelaufen.
Dort, im Kanal, weisen uns komische, durchnumerierte Stengel an beiden Uferseiten den Weg. Schön sieht das nicht aus, doch die Dinger dienen sowohl als sichtbare Abstandshalter vom Ufer als auch als Radarreflektoren.
Die Schleusen im Trollhätte-Kanal sind viel moderner als die vom Göta-Kanal. Und ein vielfaches größer. Hier gehen Schiffe der VänerMax Klasse (91 m x 13,5 m) durch, die bis zu 4000 t Fracht laden können.
Entsprechend verloren kommen wir uns mit der Marzemino in diesen riesigen Schlunden dann auch vor. Nur gut dass wir nicht alleine waren 😉
So richtig interessant wurde es dann bei Trollhättan. Wir sind rechts ran gefahren, weil wir dachten, unseren Nachweis über bezahlte Kanalgebühr an der zweiten Schleuse bringen zu müssen. So hatten wir Gelegenheit, das Areal ein wenig zu erkunden. Hier wurden bereits im Jahr 1800 die ersten Schleusen in Betrieb genommen. Mit Fertigstellung des Göta-Kanals, um 1840, wurde dann eine zweite Generation von Schleusen erforderlich, die an die Ausmaße der Schleusen im Göta-Kanal angepasst wurde. Diese Schleusentreppen wurden etwas anders in die Landschaft eingepasst, so dass die ursprüngliche Anlage immer noch zu sehen ist. Eine weitere Modernisierung, um 1900, brachte dann die dritte Generation an Schleusen, mit den jetzigen Maßen und Flutungstechnik, die auch heute noch als modern gelten.
Einen schönen Überblick von der technischen Entwicklung und den topologischen Gegebenheiten um die Wasserfälle von Trollhättan bekamen wir im Kanal-Museum. Das hatte heute seinen letzten Öfnungstag für diesen Sommer, vielleicht ist unser Eintrag im Gästebuch der letzte für 2014? Dort im Museum lernten wir, dass schon die Erik der hastenichtgesehene um das Jahr 1000 rum auf dem Vänern gesegelt ist. Damals haben die Wikinger ihre Schiffe auf Baumstämmen neben den Wasserfällen den Berg hinauf gezogen. Respekt! Da haben wir es heute mit den Schleusen doch ein wenig leichter 🙂
Noch ein Wort zum Gästhamn in Lilla Edet, wo wir nun am Ende des heutigen Törns liegen. Das ist kein Ort, wo ich verweilen will. Direkt an Ströms Schleuse gelegen. 1 km weit entfernt von der Ortschaft, keiner, der uns den Code für die Toiletten verraten kann, kein Strom, nix. Ausser Regen. Mich fröstelt. Ich will weiter. Tanja wohl nicht, denn die schlummert schon, in ihre Decke gekuschelt, auf der Backbordbank mir gegenüber.[M]
Boa, eigentlich bin ich doch die rheinische Geographin, die nix weiss aber alles erklären kann. Aber dem wissenschaftlichen Vortrag meines Mitseglers kann ich auch nach meinem Erwachen nichts mehr hinzufügen. Die letzte Nacht war anstrengend, weil ich im Traum nachträglich mein mündliches Abi noch ablegen musste – und das entsprechende Reclam-Heftchen noch nicht gelesen hatte. Das hat mich so beeindruckt, dass zwischen Wecker klingeln und Los-Joggen fast eine Stunde gelegen hat. Entgegen der Wettervorhersage war heute definitv mehr Regen als Trocken und von der Sonne fast nichts zu sehen. Für Dienstag versprechen diverse Wetterdienste ein Ende der Schauer und wieder fast 20 Grad – Das wäre schön!!![T]