27.08.2014
geschrieben am 28.8.2014, auf dem Kattegatt vor Skallen, an Bord der Marzemino
Kaum hat man neue Freunde, vergisst man die alten. Gestern sind wir mit unseren Nachbarn aus Dänemark ins Gespräch gekomen, die uns tagsüber überholt hatten, dann aber auf der Suche nach dem richtigen Gast-Hafen doch länger gebraucht hatten und erst nach uns angelegt haben. Dabei wurde unsere Fahne etwas in Mitleidenschaft gezogen, aber inzwischen wissen wir, das man sie einfach wieder drauf stecken muss, und dann ist alles wieder gut. Wir haben die Gelegenheit genutzt, und nach ein paar Reisetipps für den Weg nach Kopenhagen und danach zu fragen und dann auf ein Bier in unsere Plicht eingeladen. Darüber haben wir das Bloggen glatt vergessen…
Gestern morgen beim Ablegen meinte noch ein Stegnachbar es wäre doch gar kein Wind. Wir haben es trotzdem mal probiert und nach ca. 1,5h motoren – eine Zeit, die wir zum Frühstücken und sonnen (!) genutzt haben, reichte es dann doch zum Segeln. Falkenberg war eigentlich nicht mein Favorit für heute abend, denn laut Hafenpilot ist es eine Industriestadt und die Innenstadt ist mehr als einen Kilometer vom Hafen entfernt. Ausserdem liegt der Gasthafen am Rande eines Flusses, der mit 2-3 Knoten Strömung eine zusätzliche Komplikation in das Anlegemanöver bringt. Am Ende bin ich aber doch froh, dass wir genau dort übernachtet haben: Das An- und Ablegen war zwar aufregend, und das Ambiente nicht wirklich romantisch, aber es war doch spannend, an zwei großen Schwimmdocks vorbei zu fahren, der Club-Hafen ist hyggelig und die vielen Tipps gestern abend sind gold wert![T]
Gegen Ende der Tour gestern stieg auch wieder ein wenig die Anspannung. Über die Anfahrt habe ich mir weniger Gedanken gemacht, aber die zunehmenden Wellen brachten die Marzemino wieder gehörig ins Schaukeln. Bei solchen Gelegenheiten erfreue ich mich daran, den Hafen näher kommen zu sehen. Wenn dann die Segel geborgen sind und wir auf die Einfahrt zu tuckern geht’s mir eigentlich wieder gut. Ganz entspannt wird es dann, wenn das Schiff auch fest in Box liegt. Dieses Mal war die Anfahr insofern etwas besonderes, als das der Fluß dem Wasser so eine wunderschön tief-aubergine-fast-schwarze Farbe gegeben hat. Ähnlich wie auf dem Vikensee.
Für mich ist im übrigen genau diese Abwechsselung zwischen Natur und Industrie das Salz in der Suppe. Immer nur Bäume, Sonnenuntergänge, Gänse, Möwen und nackte oder bewachsene Felsen ist auf Dauer auch langweilig. Aber wann sieht man schon mal, wie im Trockendock die Heckklappe einer Fähre neu lackiert wird? Der Gestank des Lackes wehte noch bis zu uns, die wir vorbeigefahren sind. Was muss erst der arme Kerl, der den riesigen Pott neu einfärben durfte, gelitten haben? [M]