Sich im Regen regen, bringt Segen – Hafentag in Motala

17.08.2014, 16:17 Uhr, in der Marzemino, Motala

In meiner Erinnerung war Motala eine helle sonnige Stadt mit einer riesigen Werkstatthalle. Nun, die riesige Halle steht ca. 2,5 km vor der Stadt und heute hat’s den ganzen Tag mal genieselt und dann wieder geschüttet. Nach meiner Erfahrung gestern Abend setze ich hier ohne Jacke keinen Schritt mehr vor das Boot. Gemütlich sind wir beide, leicht bekleidet, trockenen Fußes, zum Waschhaus geschlendert. Den Rückweg musste ich dann in einem Platzregen hinter mich bringen. Klitschnass bin ich wieder an Bord gekommen und konnte mich direkt nochmal abtrocknen. Tant pis!
Heute morgen haben wir uns nach Blick auf den grauen Himmel entschieden, den Tag hier zu verbringen und die Weiterfahrt auf den morgigen Montag zu verschieben. Nach Stockholm ist das nach einer ziemlichen Weile mal wieder ein Platz, an dem wir zwei Nächte hintereinander Verbringen und somit auch Zeit für die Erkundung der Gegend haben. So sind wir dann ein Stück den Kanal zurück gewandert, um die Ausstellung zum Kanal zu besichtigen. An Baltzar von Platens Grab vorbei führte der Pfad immer am Kanal entlang, Vorbei an der Schleuse und den Brücken, die wir gestern mit der Marzemino passiert hatten, bis hin zu zwei Holzhäusern, die dem alten  Werkstattgebäude gegenüber liegen. Leider hat das Industriemuseum in den dortigen Räumen bereits seit letzter Woche geschlossen, doch in die Kanalausstellung bekamen wir mit unseren Gästekarten Zutritt.
Zeichnungen, alte Karten und Werkzeuge sowie kurze Biographien der Mitwirkenden am Kanalbau vermitteln einen Eindruck, welcher Aufwand zu Beginn des 19. Jhd getrieben wurde, um den Kanal zu realisieren. In rund dreißig Jahren bauten 60.000 Menschen, überwiegend Soldaten, am Kanal mit und sprengten den Weg neben den bestehenden Flussläufen durch das zuvor akribisch kartierte Terrain. „Trockenbauweise“ nennt sich diese damals neue Methode. Der Aufwand gegenüber der zuvor betriebenen „Nassbauweise“, bei der vorhandene Flussläufe gestaut und dann ausgebaut wurden, ist wohl deutlich geringer. So bietet die Unabhängigkeit von natürlichen Gewässern eine bessere Möglichkeit, den Kanal zu warten und im Falle des Falles zu reparieren.
Es war schöner Sontagsnachmittagsausflug, den wir mit dem Besuch des Motorenmuseum in Motala beschlossen haben. Dieses Museum ist eine Fundgrube der verschiedensten Moteren und Motor betriebenen Geräte. Es finden sich Lastwagen, Autos, Kameras, Fernseher, Schallplattenspieler, Motorräder und Fluggeräte in den Hallen eng an eng zusammengestellt.
Wir sind erschöpft. Sowohl von den Aktivitäten des Nachmittages, aber wohl noch mehr von der doch etwas unruhigen und windigen Nacht. Wir lagen sicher vertäut im Hafen, doch das Geheule des Windes, und der ein oder andere klappernde Scherz vom Klautermann liess uns erst gegen 3 Uhr in tieferen Schlaf fallen.
Jetzt machen wir es uns gemütlich, der Heizlüfter brummt um meine Schuhe vom gestrigen Heimweg und meine Hose von der heutigen Aktion zur Rettung der Objektivklappe zu trocknen. Ist mir die Klappe doch vom Objektiv gesprungen und über den Steg  ins Wasser gerollt. Ich dachte noch: Jetzt säuft sie ab! Aber siehe da: das Ding schwamm oben! Zum Glück nahe am Steg, zum Unglück war dieser Nass. Da ich mich lang auf den Steg legen musste, um das Ding greifen zu können, bleib es nicht aus, dass die Hose nass wurde. Segeln ist halt ein nasser Sport. Was soll’s. Die Kappe ist gerettet. Bis zum nächsten Mal, wo ich sie sicher wieder verzweifelt suchen werde, um sie dann in einer der vielen Hosen- oder Jackentaschen zu finden. [M]

Nu isse weg, die Kameraklappe – oder doch noch nicht ganz… So ein Glück!
Genau wie meine Wunder-Karte, die entlang des Kanals alle Türen zu Toileten, Duschen, Müll-Räumen, Waschmaschinen und auch der Ausstellung öffnet. Zum Glück fand sie sich im Museum wieder, wo ein netter Mitbürger sie an der Rezeption abgegeben hat.
So ein gemütlicher Tag mit Wanderung, heisser Waffel im Museums-Cafe und Abhängen in der Kabine ist auch mal ganz erholsam, darum fand ich den Regen ganz passend. So werden wir keine weiteren Städte auf dem Vättern besichtigen, sondern morgen nur kurz drüber fahren und den Kanal auf der anderen Seite weiter fortführen. Mal sehen, vielleicht ist ja das Wetter später wieder besser, und wir können den Vänern, den größten See Schwedens noch näher erkunden.
Die Ausstellung und auch das Grab des Kanal-Schöpfers hat mich sehr beeindruckt. Was für eine Vision und welche Tatkraft, um wirklich die 190km quer durch Schweden zu buddeln. Danke an Baltzar von Platen und seine Mitstreiter. Herr von Platen ist übrigens auf Rügen geboren, so schliesst sich ein Kreis, denn von Rügen aus sind wir Richtung Bornholm und Schweden aufgebrochen.  [T]

So wurde der Göta-Kanal gebaut

So wurde der Göta-Kanal gebaut

Im Kanalmuseum

Im Kanalmuseum

Was machen Radios im Motorenmuseum?

Was machen Radios im Motorenmuseum?

Mopeds im Motorenmuseum - das kann ich verstehen

Mopeds im Motorenmuseum – das kann ich verstehen

Schicker Rolls Royce

Schicker Rolls Royce

Leave a Reply