In Schweden ist auch nicht alles schön – von Ringsön über Oxelösund nach Arkösund (Neuer Gasthafen)

10.08.2014
15:50 auf dem Oxelösund, an Bord der Marzemino

Die letzte Nacht war ziemlich abwechslungreich. Kurz vor dem Schlafengehen kam etwas überraschend Regen und damit auch ein paar Windböen aus einer neuen Richtung, die leider unseren Heckanker überfordert haben. Also haben wir die Nacht damit verbracht mit dem Schlauchboot den Heck- und den Buganker an verschiedene Stellen zu bringen, bis dann die Bö vorbei war, und wir dachten: So hält es. Zurück in die warme Koje und kurz danach die nächste Bö, wieder raus aus den Klamotten (denn der Schlafanzug soll ja nicht nass werden) und eine neue Runde. Ich hoffe, der Schlamm, den ich mit den Ankern an die Wasseroberfläche gebracht habe, hat auch eine Hautpflege-Komponente, denn ich habe ihn mehrmals über meinen Körper verteilt. Immerhin wurde es jedesmal heller: Erst ging der Mond auf und so gegen 4 Uhr kam auch die Sone dem Horizont wieder so nah, dass die Umgebung sichtbar wurde. Wir haben dann entschieden, erst in den nächsten Hafen zu fahren und dann zu schlafen, denn irgendwie war die Ruhe und die Freude an der schönen Schäre dann doch weg. Ein bischen tröstlich: Wir waren nicht die Einzigen, die etwas gebastelt haben, ein Motorboot kam im Dunklen vobei getuckert und zum Sonnenaufgang fuhr eine andere Crew los. Unsere Grazien waren zwar so aufgeregt, dass sie nicht schlafen können, aber nur 10 min später war es friedlich unter Deck….

Friedlich ist's am morgen

Oh wie friedlich ist’s am Morgen

Raubvogel auf der Suche nach dem Frühstück

Raubvogel auf der Suche nach dem Frühstück

Morgens in Ribgsön

Morgens in Ringsön

Tschö Ringsön

Tschö Ringsön

Nuir mit Vorsegel unterwegs

Nur mit dem Vorsegel unterwegs

Wo ist die 'Versteckte Kamera'?

Wo ist die ‚Versteckte Kamera‘?

Gähnende Leere in der Marina in Oxelösund

Gähnende Leere in der Marina in Oxelösund

Einkaufszentrum in Oxelösund

Einkaufszentrum in Oxelösund

Nochmal vorbei an Snedskär

Nochmal vorbei an Snedskär

Viele Plätze zur Wahl in Arkösund

Viele Plätze zur Wahl in Arkösund

Strom und Wasser - Versorgung im Hafen

Strom und Wasser – Versorgung im Hafen

So ein Sonnenaufgang ist ja auch mal ganz nett, die Welt war noch total friedlich, der Wind war weg und auch der Hafen in Oxelösund lag einsam und verlassen mit nur 4 Schiffen verteilt auf drei Stege. Pech nur, dass ausgerechnet als wir ordnungsgemäs mit Heckboje angelegt hatten und noch am Vertäuen waren, direkt gegenüber eine 46 Fuss Bavaria in der 4 Kojen-Ausführung mit quitschenden Fendern längsseits anlegen musste und ziemlich schreckliche Musik und laute Diskussionen über nachzufüllendes Wasser und zu packende Klamotten im Hafen verbreitete. Nach weniger als 2 Stunden Schlaf reibt man sich dann schon die Augen und sucht nach der versteckten Kamera…..
Egal: Ich kann überall schlafen, auch im Stimmengewirr und auf der schmalen Plichtbank.
Ausgeruht und voll neuem Tatendrang habe ich dann auch das Zauberwort gefunden, um unsere Gäste aus der Koje zu bekommen: „Hier gibt es freies WLAN!“. Ausgestattet mit frischen Informationen und nach dem Zahlen von 100 SKr als Tageslieger sind wir dann auf die Suche nach der Innenstadt und einem Supermarkt gegangen. Unser Fazit: Oxelösund als Stadt muss man nicht unbedingt gesehen haben. Der Weg vom Hafen führt über Bahngleise und an einer großen Strasse vorbei, die Innenstadt sieht aus wie missglückte Stadtentwicklung in den Siebzigern und Wespen gibt es auch ohne Ende. Immerhin haben wir ein Frühstück und ein par Lebensmittel beim ICA bekommen und sind um eine Erkenntnis reicher: Es gibt auch in Schweden ein paar Macken in der Idylle.
Jetzt sind wir frisch geduscht, mit aufgeladenen Elektrogeräten, einer Fahrkarte für den Göta-Kanal  und aufgefülltem Wassertank auf dem Weg nach Süden. Morgen soll es mehr Wind geben, da wollen wir die große freie Wasserfläche zwischen Oxelösund und Arkösund hinter uns haben.[T]

21:00 Uhr
Um mal eben nach dem Rechten zu sehen, sollte es doch kein Problem sein, auch wenn es ein bisschen regnet, im Schlafanzug aufs Deck zu gehen. Nur dumm, wenn das „mal eben“ dann doch ein wenig länger als gedacht dauert und der Regen zu einem schönen Schauer wird. Nach der ersten Aktion war ich jedenfalls nass wie eine Katze. Später hatte ich dann wenigstens meine Segeljacke übergezogen. Warum ich das nicht sofort gemacht habe? Ja, das war eine der Lektionen, die ich im Laufe der Nacht gelernt habe. Wir haben darüber hinaus beim kurzen Debriefing noch das ein oder andere Fazit gezogen. Eine noch offene Frage, werden wir wohl bei Gelegenheit mal in geneigten Segler- oder Physikerkreisen ansprechen.
Die Ankunft in Oxelösund  war wirklich wie in einer Comedy. Beim Einlaufen waren wir das einzige Schiff weit und breit. Schaue ich dann beim Festmachen hoch rauscht die Bavaria 46 an den Steg und kommt, tatsächlich!, mit quietschenden Fendern zum stehen. Das darf doch nicht wahr sein! Warum soll ich mir diese Musik mit anhören? Es kam dann doch nicht so schlimm. Aber die Bank in der Plicht reichte mir nicht aus, um in den Schlaf zu kommen. Ich hab mich in das kühle Vorschiff zurückgezogen und mich ne Stunde oder so in die Koje gekuschelt. Danach war ich wieder Fit. Ich wusste ja auch, dass es WLAN gibt 😉 Tanja kann übrigens nicht immer und überall schlafen. Bei der Weiterfahrt döste sie in der Plicht während ich den falschen Abzweig nahm, das aber rechtzeitig bemerkte, Gas zurücknahm und mich erst orientierte bevor ich quer rüber zu dem südlicheren Fahrwasser fuhr. Dieses Abstoppen des Motors und drehen des Schiffes reichte aus, um sie hochschrecken zu lassen. „Tut mir leid!“ Als der Wind dann passend wehte, haben wir uns beim folgenden Segeln auf die Genua beschränkt und den Ostseesegler gemacht. Für mehr Fahrt und Aufwand durch ein zusätzlich gesetzes Großsegeln waren wir heute beide nicht zu haben. So zuckelten wir gemütlich einige Seemeilen mit 4-5 Knoten durch die uns vom Hinweg schon bekannte Schärenlandschaft. Allerdings habe ich vieles nicht wieder erkannt. Das mag daran gelegen haben, dass ich hinzugs gelesen oder vielleicht auch geschlafen habe und nun ja auch alles aus der anderen Richtung zu sehen war.
Die Gasthäfen in Oxelösund und Arkösund sind erstaunlich leer. Ob hier schon die Saison zu Ende ist? Oder werden tatsächlich die Pro Marina Häfen gemieden? Die Steiger in Snedskär, nur eine sm vor Arkösund, waren jedenfalls sehr gut besucht. Dort lagen heute mehr Boote als seinerzeit, als wir dort zu Gast waren. Snedskär war für uns heute keine Wahl, da Trocken-WC, fehlendes WLAN und fehlende Dusche für unsere Gäste heute nicht wunschgemäß war. Als wir den Gasthafen gegenüber von Snedskär anlaufen wollten, sahen wir schon einige Boote kreisen und dann von dannen ziehen. Bäckmannsviken ist zwar noch in den HAfenführern zu finden, es stehen aber überall Schilder „Privat“. So sind auch wir dann noch ein Stück weiter um die Ecke gefahren.
Jetzt sind alle an Bord satt und zufrieden. Wir freuen uns auf eine erholsamen Nacht. Der Fahnenmast nebenan wurde vorsorglich mit einer alten Zeitschrift zum schweigen gebracht. Soll der Klaubautermann doch heute mal andere besuchen! [M]

One Response to “In Schweden ist auch nicht alles schön – von Ringsön über Oxelösund nach Arkösund (Neuer Gasthafen)”

  1. Hallo, wir haben Euch zufällig gefunden und sind gerade in Trosa, unterwegs nach Maasholm, schwedische Küste entlang.
    Sehr schöne Beschreibung und Bilder, es macht Spaß es zu verfolgen. So soll es geschehen! Eine Handbreit Wasser unterm Kiel.

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