27.07.2014, Österhamn, am Felsen von Lindön, 11:25 Uhr, an Bord der Marzemino
Glück hat er gehabt! Die Rühreier mit den Resten des Kasslers haben hervorragend gemundet. Vielleicht lag’s aber auch daran, dass ich nach meinem morgendlichen Ausflug mit dem Ruderboot auf die andere Seite der kleinen Bucht zum Häuschen, dem morgendlichen Schwimmen und Bettenrauslegen schon wieder so hungrig war, dass mir alles egal war 😉
Jedenfalls nehmen wir die beiden weiter mit, auch weil ich mich so in der Plicht um Fotos und Text kümmern kann, während die Bordmarie sich um den Spül kümmert (hihi). Hach das Leben kann so schön sein!
Durch die zusätzlichen Hände an Bord, das starke Interesse des Admirals das Ruder zu übernehmen und die Segel auf Höchstgeschwindigkeit zu trimmen, bleibt uns beiden mehr Zeit auch während der Fahrt zu relaxen. Tanja geniest es, mit Ihrem Vater die Tourenplanung zu machen sowie das gemeinsame Segeln und die Navigation. Ich nutze die Zeit zum Lesen und schlummern. So habe ich gestern den ersten Teil bis Gräddö gesegelt und dann nach dem Abbiegen am Fährterminal das Steuer an Tanja übergeben.
Ich bin gespannt, wann wir hier wegkommen. Jetzt steigt gerade der Admiral nochmal ins Wasser … Von mir aus, ob ich hier unter dem bedeckten Himmel noch ein wenig texte und dann lese oder unterwegs ist einerlei. Auch wenn mich manches auch nervt, merke ich doch eine zunehmend größere Gelassenheit und Ruhe in mir. Die Zeit gleitet so dahin. Ob der Wald nun auf Lindön oder in Arholma steht ist auch egal. Sieht fast alles gleich schön aus: Wasser, Felsen, Stege, Hütten, Bäume, schwimmende Admiräle, ein paar Wölkchen, das grau verzieht sich, Blau kommt raus, Tanja kommt raus, vielleicht geht’s gleich los? Der Admiral schwimmt noch. Will nicht an Bord, geniesst das Paddeln in der Bucht und prustet munter im wasser wie ein Wal. Ok, dann les ich noch ein bisschen … Jetzt stinkt’s nach Sonnencreme. Der Tag auf See wir vorbereitet … Oh, der Admiral entert auf. Seite pfeifen 😉 [M]
Ich habe heute morgen das Paddeln über die Bucht für einen längeren Spaziergang über die Insel genutzt. Das Boot wurde zurückgepaddelt, und ich habe mich ausgerüstet mit meinem Garmin und einer Broschüre über den nörlichen Stockholmer Schärengarten mit Karten aller wichtigen Inseln auf die Wanderung begeben. Die Insel hat schon eine bewegte Vergangenheit mit einem von den Russen zerstörten Barockschlösschen, dem Herrenhaus eines ehemaligen Schiffsjungen, der in Ost-Indien ein Vermögen gemacht hat, einem Öko-Bauernhof, einer alten Windmühle und vielen Wegweisern. Noch quasi im Nachthemd an den im Garten sitzenden Hotelgästen des Herrenhauses vorbeizuwandern war etwas strange, aber das abschliessende Bad inkl. Einseifen von der Marzemino war wieder der volle Genuss! So etwas haben die Hotelgäste nicht. Und dann erst das frische Rührei mit Kassler…[T]
Später in Arholma, 27.07.2014, 23:45 Uhr, an Bord der Marzemino
Und ich sach noch: Nicht den Titel des Blogs vor dem Ende des Tages schreiben – und nun haben wir den Salat: Wir mussten das Unternehmen 60. Breitenkreis abbrechen, weil die dunklen Gewitterwolken am Horizont immer bedrohlicher wurden. Also sind wir bei 59 Grad, 52 Minuten abgedreht und haben Kurs auf Arholma genommen. Dabei hatten wir zwar Wind bis 32 Knoten, aber wir haben es gerade rechtzeitig vor dem Regen geschafft, das erste Mal mit Heckanker an einem Steg anzulegen.
Bald haben wir die Hälfe unserer Reise hinter uns – wir planen schon das Begehen des Bergfestes – und können immer noch „zum ersten Mal“ schreiben. Bald fängt es an mit „zum letzten Mal“. Das mit dem nördlichsten Punkt unserer Reise kann ja vielleicht noch werden. Bisher waren die Wochen so unterschiedlich und abwechslungsreich, dass es mir viel länger vorkommt. Die Landschaft, das Wetter, die Gäste – jede Woche ist anders und ich bin schon froh, dass wir im Logbuch oder in unserem Blog zurück blicken können…
Den Regen heute haben wir auf jeden Fall zum Entspannen genutzt, das ist ja auch wichtig, damit sich die Eindrücke setzen können. Danach war ich auch wieder offen um auf verschiedenen Pfaden die Insel zu erkunden. Nach über 7km kreuz und quer über die Insel bin ich wirklich entzückt: Die Barke, die schon seit 17 Hundert irgendwas den Weg in die Schären weist, die Lotsenstation, richtiger Urwald, eine entzückende Kirche und Bullerbü-Romantik – einfach schön.
Dabei habe ich dann überlegt, ob ich auf einer solchen Insel meinen Sommerurlaub verbringen wollen würde. Ja, würde ich gerne, aber nur eine Woche, danach würden mir die Anregungen fehlen. OK, wenn man bei Wind und Welle in der Plicht steht und sich überlegt, wie man wieder in den Hafen kommt, erscheint ein Urlaub an Land sehr verführerisch. Aber das Hochgefühl, wenn man tatsächlich gesund und ohne Schramme am Steg festliegt ist einfach unschlagbar. [T]
Hej där und god morgon,
dat geht ja weiter mit der „Meuterei“ 🙂 und dann haust du so einfach mit dem Boot zum Klöchen – und wenn die anderen auch mal irgenwelche Geschäfte zu erledigen haben – wat dann??
Na Michael – willste uns alle mal wieder testen „Seite pfeifen“ – hab’s gefunden:
http://de.wikipedia.org/wiki/Seite_pfeifen
Sorry – ich verfolge euren Törn ja nu auch mal über google-maps – meist erfolgreich – aber mit den ganzen Schären und Schärchen, da haben die Jungs wohl ein Problem – war nicht einfach, aber aufgrund eurer Beschreibungen und Fotos hat’s am Ende doch geklappt – hab ich euch schon mal gelobt – einfach ein super toller Trip – klasse Route – tolle Plätze.
Darf ich mir eine Frage erlauben? Als „Stalker“ hab ich festgestellt, dass diese Angaben eigentlich nicht stimmen können „59 Grad, 52 Minuten“ – ihr müsstet doch viel nördlicher sein, oder? Nicht böse sein, falls ich daneben liege – könnte das 82 Minuten sein?
Wat dat so alles zu futtern gibt (epiphyische Blaubeeren) – einfach irre – haste die probiert?
Macht dat jut – bis denne – egal ob an Land, auf’m B(r)ötchen oder im Wasser – geniesst alles – tschökes der Roberto
Hola a todos,
a) danke für den Hnweis. Der Tippfehler ist korrigiert. Es sollte natürlich „epiphytische Blaubeeren“ heißen.
b) kurze Info: ein Grad hat 60 Minuten (siehe zB http://de.wikipedia.org/wiki/Geographische_Breite ), so waren wir ca. noch 8′ (entspr. 8 sm) vom 60. Breitengrad entfernt
Lg, Mi
Moin Chefe,
auweia – und dat am frühen Morgen – zu a) hab ich garnicht bemerkt und bemängelt zu b) ja ja – mein früheres Wissen hierzu hab ich nach deinem dezenten Hinweis auch wieder in meiner Festplatte im Kopf gefunden 🙂
have a nice day Roberto